Last Updated on 7. Februar 2020 by Holger
St. Lucia verließen wir im Regen, versuchten aber dennoch am Anleger der Ausflugsboote ein paar Flusspferde auszumachen. Vergebens und so machten wir uns nach einem Stopp im örtlichen Supermarkt, in dem wir Reiseproviant tankten, auf zur nächsten Etappe.
Das für die nächsten beiden Tage schlechtes Wetter angesagt war, war für uns erstmal nebensächlich, denn wir hatten zwei Tage reine Autofahrt vor uns, denn wir haben kurzfristig unsere Tour geändert. Eigentlich wollten wir nach St. Lucia eine Nacht in Pietermaritzburg einlegen, um dann zu den Drakensbergen zu fahren. Im Reiseführer und im Internet fanden wir aber keine adäquate Route, die uns zu den Ausblicken führte, die wir u.A. auf Instagram gesehen hatten. Wir vermuteten das die echten, spektakulären Strecken durch die Drakensberge von Lesotho aus zu machen sind. Wenn du da Erfahrungen hast, lass es uns gerne in den Kommentaren wissen.
Die Schlamm-Ralley nach Kokstad
Bei der Abreise in St. Lucia fragte uns unsere Gastmutter noch, wohin wir denn als Nächstes fahren werden. Wir sagten das es nach Kokstad ginge, worauf sich ihre Stirn in Falten legte und sie noch einmal nachfragte, in der Annahme sie hätte uns falsch verstanden. Ihrem Blick war anzusehen, dass sie sich fragte was wir dort wollten, aber sie wünschte uns eine gute Weiterfahrt. Oder viel Glück? Ich erinnere mich nicht mehr…
Von St. Lucia nach Kokstad sind es rund. 500 Km. Es ging zunächst an der Küste Richtung Durban und dann weiter landeinwärts. Da wir im Urlaub Landstraßen den Autobahnen vorziehen, weil mein einfach mehr von der Landschaft sieht, führte uns das Navi auf eine Strecke, die abenteuerlicher nicht hätte sein können und unserem Corolla und dem Fahrer mal wieder alles abverlangte. In Südafrika kann es passieren, dass einer Landstraße plötzlich der Asphalt ausgeht und sie zur Schotterpiste wird. Für diese Strecke hatten wir aber das volle Abenteuerpaket gebucht. Schotterpiste plus Regen gleich Schlammpiste. Diese führte uns in engen Kurven auf- und abwärts und wieder aufwärts, bis wir auf über 1.500 Metern die Wolkendecke durchstießen. Hier leben auch Menschen, dass heißt mit selbigen ist auf der Straße zu rechnen, genauso wie mit Kühen und andere Haustieren. Vorsicht war also angebracht, auf rund 70 Km.
Als der Regen endlich aufhörte, hielten wir in dieser unwirklich wirkenden Gegend an und schauten uns um, wo wir hier waren. Die Bilder zeigen die Situation recht deutlich. Wir brauchten es nicht auszusprechen, aber ich denke wir dachten alle drei das Gleiche: Wir sind hier im Urlaub und haben diese Strecke bald hinter uns, aber die Menschen die hier Leben müssen zum Teil jeden Tag diese Tour fahren oder gar zu Fuß gehen…
Mulmiges Gefühl in Kokstad
Es dämmerte schon, als wir in Kokstad ankamen. Kokstad liegt auf 1.280 Metern Höhe direkt an der N2 und ist das Versorgungszentrum der umliegenden Farmwirtschaft. In wenigen hundert Metern sollten wir unser Hotel erreicht haben. Die Gegend sah aber nicht so aus, als ob wir hier übernachten wollten. Aus den Lautsprechern unseres Wagens hörten wir: „Sie haben ihr Ziel erreicht.“ Wir hielten an, schauten uns um… und sahen nichts, was auch nur annähernd wie ein Hotel aussah. Wir rollten langsam die Straße herunter und suchten, wendeten und taten das Gleiche in die andere Richtung. Auf der rechten Seite sahen wir dann die Einfahrt auf den Hotel Parkplatz. Am Pförtner-Häuschen waren die Scheiben eingeschlagen und die Schranke abgebrochen. Wir fuhren auf den Parkplatz und fanden dann den Hinterhof und den Eingang des Nolengeni Hotels. Er ähnelte den Bildern auf Booking.com, wir waren also richtig, freuten uns aber nicht wirklich darüber. Wir entschieden zunächst einmal zu schauen was uns drinnen erwartet. Fabi und ich gingen vor und checkten ein. Die junge Dame am Empfang war freundlich und gab uns für die beiden gebuchten Zimmer Schlüssel, sowie die Fernbedienungen für Fernseher und Klimanalage. Wir fragten uns, warum diese nicht auf den Zimmern liegen… Der erste Eindruck war eindeutig Unbehaglichkeit, auch weil uns das Schlüsselbrett an der Rezeption verriet, dass wir die einzigen Gäste in dem über 50 Betten-Haus waren. Natürlich verriet es auch, in welchen Zimmern die einzigen Gäste wohnten…
Unsere Zimmer lagen in der ersten Etage. Sie waren sparsam aber zweckmäßig eingerichtet. Als wir sahen, das eines der Zimmer drei Betten hatte, entschieden wir uns spontan, alle in einem Zimmer zu übernachten. Sicher ist sicher. Das Hotel hatte einen Pub in dem wir später noch gegessen haben. Auf die Straße wollten wir hier nicht mehr gehen. Auch im Pub waren wir die einzigen Gäste. Aus unserem Auto (dem Einzigen auf dem großen Parkplatz) holte Gunnar später noch unsere letzten Bier- uns Cider-Reserven. Wir schlossen alle Fenster und blockierten die Türen des Hotelzimmers mit unseren Reisetaschen. Am nächsten Morgen waren wir auch beim Frühstück immer noch die einzigen Gäste. Klar. Gunnar checkte aber vorher noch, ob unser Wagen auf dem unbewachten Parkplatz noch dort stand und alle Reifen hatte. Alles war noch da. Trotzdem waren wir froh, Kokstad schnell wieder den Rücken kehren zu können und unsere nächste große Etappe von rund 650 Km in Angriff zu nehmen: Es geht nach Addo.
Addo African Home – Ein Paradies
Bei unserer Planung hatten wir uns offen gelassen, ob wir den Addo-Elephant-Nationalpark besuchen oder ob wir dort nur einen Übernachtungs-Stopp einlegen werden. In dem Nationalpark gibt es nicht nur Elefanten zu sehen, wie der Name vielleicht vermuten läßt, sondern viele andere afrikanischen Tiere leben hier in freier Wildbahn. Mit 1.640 km² ist er der größte Nationalpark am Ostkap. Da wir aber bereits im Krüger so viele Tiere gesehen haben, entschieden wir uns, hier nur zu übernachten.
Wir hatten im Addo African Home eine kleine Suite gemietet und wurden dort sehr freundlich in Empfang genommen. Man zeigte uns unsere großzügige Unterkunft und erklärte uns, dass zur Lodge auch ein First Class Restaurant gehört. Das Besondere daran ist nicht nur die französische Sterne Küche, sondern das dort auch junge Afrikaner in der Gastronomie und Hotellerie ausgebildet werden. Nach unserem Kokstad-Erlebnis entschieden wir spontan, dass wir uns heute allemal einen Abend in gehobener Gastronomie verdient haben.
Etwas zu früh fanden wir uns im Restaurant ein und genossen erstmal einen leckeren Cocktail. „Pink Escape“ besteht aus Gin, einem Zweig Tymian, Rosa Pfeffer, Gurke, Tonic und Rosé. Er ist äußerst lecker und war ein großartiger Einstieg auf ein noch großartigeres Essen. Für Gunnar und mich gab es zur Vorspeise Quiche Lorraine. Gunnar wählte als Hauptgang das Filet vom Kudo und ich den Kingklip mit Frühlingsgemüse. Was Fabi gegessen hat, verrät er euch in seinem Beitrag „Abenteuerliches Südafrika – 1200 km bis Port Elisabeth“ Es war ein sehr netter Abend in einem sehr empfehlenswerten Restaurant.
Auch das ist Urlaub
Vielleicht mag einem unsere Schlamm-Ralley, die zwei Tage Regen und die Übernachtung im unsympathischen Hotel in Kokstad sehr negativ vorkommen. Aber für uns ist auch das Urlaub. Es sind Erinnerungen die bleiben, von denen man noch lange erzählen und über die man auch lachen kann. Für uns waren das keine zwei vergeudeten Tage, denn sie haben uns ja auch auf der Strecke weiter gebraucht. Solche Erlebnisse machen einen Roadtrip erst spannend, weil sie so unerwartet kommen, genauso unerwartet wie die schöne Lodge und das grandiose Restaurant im Addo-Elephant-Nationalpark.
Unsere Unterkünfte
Nolangeni Hotel
55 Hope Street
4700 Kokstad
Addo African Home
Caesar’s Avenue
6105 Addo
Ebenfalls sehr spannend geschrieben, Holger! Nachdem ich Fabians Bericht ja schon gelesen hatte, musste ich mich jetzt noch ein zweites Mal wegen des Hotels in Kokstad „gruseln“… 😉
Ein wirklich netter Abend in dem Restaurant beim Addo Park. Und irgendwie auch amüsant. wenn ich mich an die unbeholfenen Kellner zurückerinnere.
Somit hatten wir auf jeden Fall länger was von dem Wein 😉