Last Updated on 30. Juni 2020 by Holger
Als wir gegen 13:00 Uhr in Johannesburg landeten, hatten wir unser erstes Ziel für den heutigen Tag noch lange nicht erreicht. Vielmehr standen uns noch gut 300 Km mit unserem Mietwagen bevor, den wir direkt am Flughafen abholten. Nach den üblichen Formalitäten, drückte uns der freundliche Mann am Counter den Schlüssel für einen broncefarbenen, ziemlich neuen Toyota Corolla Quest in die Hand. Wir waren ganz froh – nicht über die Farbe, sondern das es ein Corolla geworden ist, der für drei Mann, mit drei großen Reisetaschen ganz gut dimensioniert ist. Über die Farbe werden wir in ein paar Tagen aber auch noch positiver denken.
Unsere Planung sagte uns für die Strecke nach Lydenburg, wo unser erstes Guest House lag, ziemlich genau 3 Stunden Fahrtzeit voraus. Auch das Navi ahnte in Johannesburg noch nichts Schlimmes, aber unser Auto und vor allem Fabi sollte heute noch vor eine ziemlich heftige Herausforderung gestellt werden, nach der er dann auch gleich einen neuen Spitznamen verpasst bekam.
Potholes
Kurz nachdem Holger mit Fabi den Platz hinter dem Lenkrad getauscht hatten, wurden wir von unserer guten, asphaltierte Straße (R540) auf einen unbefestigten Weg daneben geleitet, weil die Straße neu geteert werden soll. Nichts Schlimmes, halt einfach nur Schotter. Nach der Baustelle ging es zurück auf die Straße und es kam das, was der Grund für die Baumaßnahmen war und unsere Geschwindigkeit abrupt auf Schleichtempo reduzierte. Potholes (Schlaglöcher) stand in großen Lettern auf dem Schild und wenn in Südafrika von Schlaglöchern die Rede ist, dann ist das nicht mit dem zu vergleichen, worüber sich deutsche Autofahrer bös beklagen, wenn sich mal ein Stückchen Asphalt aus der Straßendecke gelöst hat. In Südafrika sind Schlaglöcher, Löcher, also richtige Löcher. Löcher in die der Reifen im besten Fall knöcheltief versinkt, meistens aber tiefer, was der Wagen mit einem stumpfen Schlag quittiert und diesen direkt an den Rücken der Insassen weitergibt. Warum soll auch nur er Leiden.
Fabi hat die ca. 30 Km Tortour aber mit Bravour gemeistert und geschickt die meisten Potholes umfahren. Sichtlich froh war er und wir als endlich wieder ebener Boden unter der Reifen zu spüren war und wir kurz danach in unser erstes Guest House ziehen konnten. Kurz noch was gegessen, geduscht und dann auf den nächsten Tag gefreut, wo es auf die Panorama Route Richtung Graskop gehen soll.
Die Panorama Route
Die Panorama Straße R532 hat ihren Anfang im Süden nach dem Örtchen Sabie und führt ca. hundert Kilometer in den Norden bis zu den Echo Caves. Circa 30 Kilometer hinter Sabie liegt Graskop, wo wir auf die Panorama Route gefahren sind. Bleibt man auf der R532 kommt man zunächst an den Lisbon Falls und kurz danach an den Berlin Falls vorbei. Kann man sich anschauen, sind aber nicht sehr spektakulär, was wohl aber auch der andauernden Wasserknappheit geschuldet ist.
The Pinnacle Rock
Noch weit vor den Wasserfällen, kurz nach Graskop zweigt aber rechts die R534 ab. Diese Straße ist ein Muss, denn hier gibt es gleich drei sehr sehenswerte Spots. Der Erste ist The Pinnacle Rock, ein 30 Meter steil aus einer Schlucht aufragender Fels, den Fabi in seinem Beitrag sehr passend mit „wie ein Hochhaus mitten in einer Flachdach-Wohnbau-Siedlung“ beschrieb. Mutig ignorierten wir diverse Warnschilder und begaben uns auch mal hinter die Absperrungen um alles ganz genau zu sehen.
Hier durfte sich auch unsere Drohne das erste mal seit eineinhalb Jahren wieder südafrikanischen Luft um die Nase Kamera wehen lassen und musste gleich ordentlich gegen den starken Wind in der Schlucht ankämpfen.
Weiter ging es über die R534 zu den beiden nächsten landschaftlichen Attraktionen: God’s Window und dem Rainforest Trail. Von hier aus hat man einen guten Blick auf das Lowveld, wie das Tal vor dem Blyde River Canyon genannt wird. Spannend und landschaftlich sehr abwechslungsreich wird es, wenn man den Schildern Richtung Rainforest folgt. Der kurze Trail ist gut begehbar und führt tatsächlich durch eine Art Regenwald, in dem es vor Kurzem gebrannt haben musste. Hier konnten wir sehen wie trotzig die Pflanzen sich dem natürlichen Feind Feuer stellen. Sie kämpfen sich durch und lassen alles wieder ergrünen. Am Ende des Trails gelangt man auf ein Plateau wo es unglaublich ruhig ist und von dessen Rand man noch einen Blick auf das Lowveld werfen kann.
Auf der R534 gibt es noch einen Aussichtspunkt namens Wonder View, diesen sparten wir uns aber und bogen stattdessen am Ende der Straße rechts auf die R532 ab, zu unserem letzten Ziel und dem Highlight des heutigen Tages. Eines der schönsten Aussichtspunkte unserer Reise: dem Lowveld View. Von hier aus sieht man die Pracht, die die Natur hier erschaffen hat. Im Vordergrund das Lowveld, dahinter die Three Rondavels und dann den Blyde River Canyon. Diesen Ausblick solltest du nicht verpassen.
Für heute war erstmal Schluss und wir fuhren zurück nach Graskop, wo wir übernachtet haben.
Blyde River Canyon
Der nächste Morgen war kühl und bedeckt und das, wo wir doch heute die beiden Highlights der Panorama Route sehen wollten: die Three Rondavels und den Blyde River Canyon. Egal erstmal kräftig frühstücken und dann auschecken. Den großen Teil des Weges kannten wir bereits vom Vortag. Immer der R532 Richtung Norden folgen. Nach ca. 40 Minuten auf der kurvenreichen Strecke, die Fabi sichtlich Spaß machte, ist man am Three Rondavels View Point. Die drei Bergkuppen, die ihren Namen ihrer Ähnlichkeit mit afrikanischen Rundhütten (Rondavels) verdanken, zeigten sich noch etwas eingehüllt in Wolken. Dennoch genossen wir den Ausblick. Es sollte aber noch besser werden, denn wenn man vom ersten Aussichtspunkt etwas weiter geht, hat man einen atemberaubenden Blick in den Canyon, der den gestrigen noch einmal toppte. Je weiter man geht, desto weniger Menschen sind hier unterwegs und man kann in Ruhe fotografieren oder einfach mal die Kamera beiseite legen und alles auf sich wirken lassen.
Auch unsere Drohne sollte hier natürlich zum Einsatz kommen, aber nach kurzer Flugzeit besuchte uns ein Ranger, der uns freundlich erklärte, dass hier nicht rumgeflogen werden darf. Die Schilder hatten wir tatsächlich übersehen. Wir zeigten uns einsichtig und setzten bereits zur Landung an, als er uns aber 15 bis 20 Minuten verbotenes Fliegen zugestand und wir in Ruhe unsere Aufnahmen machen konnten. Warum sind nicht alle so entspannt, wie hier in Südafrika?
Nach diesen Eindrücken von oben, wollten wir auch noch mal hinunter zum Flussufer in den Canyon fahren. Über die R36 gelangt man zum Blyde Dam Visitor Deck. Von hier aus kann man direkt runter an den Stausee gehen. Wer mag biegt kurz vorher ab für eine Bootstour.
Nun geht es weiter zum Krüger National Park, der sich noch ein Stück weiter im Norden befindet. Da der Kruger, wie er hier genannt wird, riesengroß ist, gibt es mehrere Eingänge. Wir hatten uns für den in Phalaborwa entschieden, weil er für die geplante zweieinhalbtägige Tour durch den Park am besten lag. In dem kleinen Ort Phalaborwa hatten wir uns für das La Lechere Guest House entschieden, was ein echter Glücksgriff war. Dieses sehr gepflegte Haus hat mehrere großzüge Zimmer, die um einen schicken Pool angeordnet sind, den wir auch ausgiebig nutzten. Der Besitzer wohnt selbst hier, ist sehr hilfsbereit und hat uns einen exzellenten Tipp für das heutige Abendessen gegeben: Das Restaurant Bushveld Terrace. Es liegt direkt am Parkeingang und hat eine unheimlich gemütliche Atmosphäre und natürlich erstklassiges Essen.
Am nächsten Morgen bekamen wir, nach einem perfekten Frühstück auch noch sehr hilfreiche Tipps für unsere Fahrt durch den Kruger. Im nächsten Beitrag werden wir euch mitnehmen in den Nationalpark und es gibt jede Menge Tiere zu sehen. Es bleibt also spannend. Was meint ihr, haben wir die Big Five alle gesehen, oder nicht?
Unsere Unterkünfte
De Ark Guest House
37 Kantoor Street
1120 Lydenburg
Mogodi Lodge
R533, Kowyns Pass Road
1270 Graskop
La Lechere Guest House
8 Sysie Avenue
1390 Phalaborwa
Ein toller Bericht, Holger! Sehr spannend und detailreich geschrieben, die Fotos sind der Hammer! Eure Berichte ergänzen sich gut, sowohl inhaltlich als auch durch die Fotos… 😉
Danke dir Wolfgang. Es ist schön die Tour noch mal im nachhinnein im Detail nachzuvollziehen und sich die ganzen Fotos anzuschauen. Es ist ein bischen so, als wenn man es noch mal erlebt.
Ja, geht mir übrigens gerade genauso! Ich arbeite momentan am Bericht zu meiner Südtirolreise vom letzten Jahr, der in einigen Tagen endlich fertig wird…
Dann hau rein. Ich bin gespannt.