Last Updated on 7. Februar 2020 by Holger
Es ist bereits das zweite Mal, dass wir Wien besuchten, allerdings war ich beim ersten Besuch etwas unpässlich, so dass ich weder viel von der wirklich schönen Stadt gesehen, noch ein echtes Wiener Schnitzel essen konnte. Diesmal sollte es anders werden und wir wollen dir zeigen, was du dir, wenn du drei Tage Wien besuchst, nicht verpassen solltest.
Unser Hotel lag direkt am Prater dem ganzjährig geöffneten Vergnügungspark im Wien, der bei vielen Wienbesuchern relativ weit oben auf der Liste der Sehenswürdigkeiten steht. Die meisten Besucher meinen damit allerdings wohl eher das 1897 erbaute Riesenrad, welches nicht nur ein Wahrzeichen von Wien geworden ist, sondern auch in Hollywood-Filmen wie „Der dritte Mann“ und dem James Bond Film „Der Hauch des Todes“ seinen Auftritt hat. Der Ausblick aus fast 65 Meter Höhe ist sicherlich sehr schön, der Andrang war aber sehr groß, deshalb fuhren wir nicht mit. Der Rest des Praters ist eher unspannend und auch nicht schön, wenn man ihn z.B. mit dem Tivoli in Kopenhagen vergleicht. Zum Prater kommst du mit der S-Bahn oder der U2, Station Wien Praterstern. Keine Angst der Rest von Wien ist wirklich toll, du kannst also beruhigt weiterlesen, ansonsten verpasst du was.
Wien überwältigt dich nahezu mit gotischen, barocken und im Jugendstil gebauten historischen Gebäuden, sehr viel Geschichte und ganz viel Prunk. Wo fangen wir also an?
Der Stephansdom im 1. Bezirk
Ich würde vorschlagen wir fahren erst Mal in die City. Wien ist in Bezirke eingeteilt, genau wie in Deutschland die Stadtteile. Die Bezirke sind von 1-23 durchnummeriert, haben aber natürlich auch Namen. So heißt der 1. Bezirk auch Innere Stadt. Der Stephansdom ist das wohl bekannteste Wahrzeichen Wiens. Das gotische Gotteshaus hat vier Türme. Der höchste Turm, der Südturm kann bestiegen werden und bietet eine tollen Spot für ein Foto der Stadt. Wer allerdings den Stephansdom selbst komplett aufs Bild bekommen will, sollte sich in einigen hundert Metern Entfernung auf ein Dach stellen. Der Dom steht nämlich tatsächlich mitten in der Stadt umringt von Gebäuden. Ansonsten bleiben nur Aufnahmen aus der Froschperspektive.
Aber wir sind ja nicht nur zum Fotografieren hier. Geh einmal in den Dom hinein und bestaune, was darin geschaffen wurde. Er kann auch während eines Gottesdienstes besichtigt werden, dann allerdings nur von einem Besucherbereich aus. Dies reicht aber aus um eine Gänsehaut zu bekommen, wenn die Orgel anfängt zu spielen.
Die Hofburg
Wir bleiben im 1. Bezirk und gehen zu Fuß zur Hofburg, dem heutigen Amtssitz des Bundespräsidenten. Auf dem Weg dorthin wurde uns der Weg von der Fridays for Future Demo abgeschnitten. Tausende von Menschen (nicht nur Schüler) zogen an uns vorbei, stoppten immer mal kurz jubelten und setzten sich dann wieder in Bewegung. Der Grund war, dass Greta Thunberg an dem Tag in Wien mit dabei war. Es ist sehr beeindruckend zu sehen, wie viele Menschen diese Bewegung erreicht und wie viele Menschen zum Umdenken bewegt. Wir hoffen, dass noch viel mehr Menschen achtsamer mit der Umwelt umgehen.
Im Hof der Burg steht ein Denkmal vom Kaiser Franz dem 1. Geht man durch die Hofburg in Richtung Heldenplatz sieht man auf der linken Seite die Neue Burg, ein halbkreisförmiges Gebäude. Es ist Teil der Hofburg und beherbergt die kaiserliche Hofjagd- und Rüstkammer und kann besichtigt werden.
Burggarten, Heldenplatz und Volksgarten
Wien hat auch viele wunderschöne, gepflegte Gärten und Parks in denen man spazieren, fotografieren oder einfach nur relaxen kann, besonders wenn das Wetter so gut ist wie zu unserem Besuch. Wir gingen zunächst in den Burggarten „hinter“ der Neuen Burg, und dann zurück über den Heldenplatz in den Volksgarten. Wenn man sich für Rosen interessiert, beeindrucken hier besonders die vielen Rosenarten die am Wegesrand stehen.
Am nördlichen Ende des Volksgartens befindet sich das Burgtheater, westlich das Wiener Parlament. Wir gehen aber durch den Rathauspark zum… richtig, zum Rathaus.
Das Wiener Rathaus
Im Rathaus, welches im neugotischen Stil, von 1872 bis 1883 erbaut wurde, finden viele wichtige Veranstaltungen statt. Die bekannteste ist sicherlich der Life Ball. Im Rathaus gibt es kostenlose Führungen, wozu man natürlich den Haupteingang benutzen sollte. Da aber rund ums Rathaus Türen mit Bezeichnungen der Treppenhäuser (Stiege) sind, uns das Schild „Feststiege 1“ irgendwie einlud und die Tür außerdem nicht abgeschlossen war, gingen wir hinein. Wir versanken in sehr weichem, roten Teppich und schritten die elegante Treppe hinauf.
Auch oben gab es unverschlossene Türen, also gingen wir auch da hinein und standen plötzlich im prunkvollen Festsaal des Rathauses. Wie es aussah waren hier schon die ersten Vorbereitungen für den Life Ball, der eine Woche später stattfinden soll, vorgenommen worden. Von der Galerie aus, hat man einen tollen Blick auf den Saal. Wir schauten noch schnell in den Sitzungssaal, verliefen uns ein wenig in den zahlreichen Fluren und nahmen dann den offiziellen Ein-/Ausgang um wieder hinauszukommen. Ein netter kleiner Abstecher. Wir gingen zurück in die Stadt, tranken einen Wiener Melange und schlenderten noch etwas durch die Geschäfte.
Wiener Schnitzel
Es wurde langsam Abend und wir bekamen etwas Hunger. Worauf wir uns gefreut hatten war natürlich in Wien ein echtes Wiener Schnitzel zu essen. Bei unserem letzen Besuch waren wir beim Figlmüller, wer hier aber nicht reserviert, bekommt spontan eigentlich keinen Tisch. Diesmal hatten wir nicht reserviert und fanden an den beiden Traditionshäusern in der Bäckerstraße und in der Wollzeile lange Schlangen vor. Aber es gibt noch einen dritten am Lugeck, ganz in der Nähe. Dieser ist sehr modern eingerichtet, man kann auch draußen sitzen und das Beste, wir bekamen einen der letzten noch freien Plätze und unser sehr sehr leckeres Schnitzel.
Schloss Belvedere
Nach dem guten Essen musste aber noch ein kurzer Verdauungsspaziergang sein, der dann doch etwas länger wurde, dafür aber auch sehr schön. Es ging in den 3. Bezirk zum Schloss Belvedere. Tritt man vom Rennweg durch die Toranlage ist man zunächst etwas enttäuscht, wenn man das eigentliche Schloss nicht kennt, und denkt: „das soll es sein?“ Man blickt hier aber nur auf den Innenhof des „Unteren Belvedere“, welches die Orangerie beherbergt. Geht man aber hindurch oder drumherum, eröffnet sich der riesige Prachtgarten vor einem und sehr weit hinten auf einer Anhöhe das Schloss Belvedere. Wow, sowas hätten wir jetzt nicht erwartet. Rund um den Garten des Schlosses gibt es noch weitere Gärten, unter anderem den Botanischen Garten der Uni Wien, für heute hatten wir aber genug gesehen und fuhren mit der U-Bahn zurück zu unserem Hotel.
Schloss Schönbrunn
Unser zweite Tag in Wien stand ganz im Zeichen von Kaiser Franz Joseph und seiner „Sisi“. Es ging zum Schloss Schönbrunn. Nach dem Frühstück setzen wir uns in die U-Bahn und fuhren bequem zur gleichnamigen Station. Von hier aus sind es noch einmal ca. 10 Minuten zu Fuß, bis man am Eingang der ehemaligen Sommerresidenz der Habsburger ist. Zur riesigen Anlage gehören neben dem Schloss, der Schlosspark, der Irrgarten, ein Zoo, das Palmenhaus, das Wüstenhaus, die Gloriette gegenüber des Schlosses und und und. Wer sich also alles genau anschauen möchte, sollte sich den ganzen Tag Zeit nehmen. Am besten kommt man schon sehr früh, denn Schloss Schönbrunn ist die am meisten besuchte Sehenswürdigkeit Österreichs. Die Tore öffnen um 8:00 Uhr. Der Schlosspark kann kostenlos besichtigt werden, alle anderen Anlagen sind kostenpflichtig. Es gibt mehrere Kombitickets. Es kann außer der Schlossbesichtigung aber auch alles einzeln am jeweiligen Eingang bezahlt werden. Wir hatten den Classic Pass mit Schlosstour, Kronprinzengarten, Orangerie, Irrgarten und Gloriette gekauft. Da wir im Besitz der Vienna City Card waren, haben wir noch ein paar Euro gespart. Alle Preise findest du hier.
Der Einlass zur Schlossbesichtigung ist auf die Minute genau durchgetaktet. Wir sind um ca. 10 Uhr dort gewesen, unsere Tour mit Audio Guide startete genau um 13:44 Uhr (nicht um 13:43 Uhr!) Wer zu spät kommt, muss damit rechnen nicht mehr durchgelassen zu werden. So steht es zumindest angeschrieben. Das Schloss kleckert nicht mit Räumen, es klotzt. Insgesamt sind es 1.441! 40 davon können besichtigt werden. Drinnen war es trotz des oben beschriebenen Zeitmanagement am Einlass, sehr sehr voll, so dass wir den Rundgang nicht wirklich genießen konnten. Wir fühlten uns irgendwie gehetzt, obwohl uns keiner hetzte. Wir wollten halt den Nachfolgenden auch eine Gelegenheit zum Schauen geben. Ich weiß leider nicht, ob es an anderen Tagen, oder zu anderen Zeiten ruhiger dort ist, so hat uns die Besichtigung leider nicht so gut gefallen. Einen Besuch aber auf jeden Fall Wert ist der großartige Park, mit seinem alten Baumbestand, den Springbrunnen und vielen Pflanzen. Du solltest auf jeden Fall auch zur Gloriette hinauf gehen. Von hier oben aus, hat man einen schönen Blick auf das Schloss und auf Wien.
Wiens Kaffeehäuser
Neben ganz viel Geschichte, imposanten Prachtbauten und Wiener Schnitzel verbindet man noch etwas mit Österreichs Hauptstadt. Richtig: Kaffeehäuser. Nicht moderne, kleine Röstereien, wie sie in den letzten Jahren immer mehr aus dem Boden schießen, sondern klassische Cafés mit Geschichte, die Kaffee und Kuchen aus der eigenen Konditorei noch zelebrieren. Ganz oben auf der Empfehlungs-Liste steht da bei uns das Café Central in der Herrengasse 14.
Auch hier wieder großer Andrang an der Tür, doch nach ca. 10 Minuten haben wir einen richtig guten Platz bekommen. Das Café ist seit 1876 eine Institution in Wien und wenn man drinnen Platz genommen hat, fühlt man sich ein wenig auch in diese Zeit zurückversetzt, wären da nicht die vielen Touristen, die statt unaufhörlich zu fotografieren, lieber ihren Kaffee, den Kuchen, oder wie wir den Palatschinken genießen sollten. Welches ist Dein Lieblings-Kaffeehaus in Wien?
Kleine österreichische Kaffeekunde
Wer in einem Kaffeehaus in Österreich in die Karte mit den Kaffeespezialitäten schaut, der findet andere Bezeichnungen als die, die wir aus Deutschland gewohnt sind. Aber nicht nur die Bezeichnung, sondern auch die Zubereitung kann sich unterscheiden. Ich versuche es mal zu erklären.
Kleiner/Großer Schwarzer | Ein kleiner/doppelter Mokka ohne Milch und Zucker, der handaufgebrüht ist, oft aber schon aus der Espresso-Maschine kommt. Es ist aber kein Espresso. |
Verlängerter Schwarzer | Ein Schwarzer der mit heißem Wasser verlängert wurde. |
Kleiner/Großer Brauner | Ein kleiner/doppelter Mokka der mit Schlagsahne (Schlagobers) verfeinert serviert wird. |
Verlängerter Brauner | Ein Brauner der mit heißem Wasser verlängert wurde. |
Wiener Melange | Ein verlängerter Mokka mit Milchschaum, ähnlich wie ein Cappucino, nur nicht so stark. |
Kaffee Verkehrt | Ein kleiner Mokka mit viel Milch, also ein Milchkaffee. |
Einspänner | Ein großer Mokka mit Schlagobershaube |
Der Naschmarkt
Am Nachmittag ging es dann noch zum Naschmarkt. Er ist das, was der Name vermuten lässt. Es reiht sich ein Marktstand an den nächsten und kleine Restaurants und Bistros bieten ihre Speisen an. Hier gibt es alles was man braucht um den Hunger zu stillen, aber auch um verwöhnte Gaumen richtig zu verführen. Er hat täglich außer Sonntags ab 6:00 Uhr geöffnet.
Unseren dritten und letzten Tag nutzten wir, um Wien noch einmal zu Fuß zu erkunden. Wir fuhren mit der U-Bahn zunächst Richtung Stephansdom und schlenderten etwas durch die Stadt. Da wir gegen 20:30 Uhr wieder nach Hause fliegen würden, aber nicht am Flughafen zu Abend Essen wollten, beschlossen wir uns entgegen unserer Gewohnheit im Urlaub einmal Mittags essen zu gehen. Wir entschieden uns für das Glacis Beisl im MuseumsQuartier. Das Wetter war wieder supersonnig, also nahmen wir im großen Außenbereich platz und genoßen unser – ja das musste noch mal sein – Wiener Schnitzel. Auch dieses war hervorragend, genauso wie die Beilagen.
Zu fuß ging es dann durch den Stadtpark und am Donaukanal endlang Richtung Prater. Unsere Koffer waren noch im Hotel und da wir gut in der Zeit waren, nahmen wir noch einen kleinen Drink in der Lobby zu uns, bis es dann mit der S-Bahn zum Flughafen ging. Es war ein sehr schöner Abstecher nach Wien, den wir beide sehr genossen haben und der uns neben vielen schönen Fotos auch den ersten Sonnenbrand des Jahres beschert hat.
Unterwegs mit der Vienna City Card
Wer wie wir nicht mit dem eigenen Wagen unterwegs ist, dem empfehlen wir direkt am Flughafen oder bei der Touristinfo in der Stadt die Vienna City Card zu holen. Sie gibt es für 24, 48 und 72 Stunden und beinhaltet neben der freien Benutzung aller öffentlicher Verkehrsmittel im Stadtbereich von Wien auch über 210 Ermäßigungen in Sehenswürdigkeiten, Museen, aber auch in einigen Geschäften, Restaurants und Cafés. Sie kostet derzeit 17, 25 oder 29 Euro. Wer sie online kauft, spart noch ein paar Euro. Wer will kann noch ein paar Zusatzleistungen wie den 24h Hop-On Hop-Off Big Bus oder Flughafen Transfer hinzubuchen. Man kommt aber auch ohne die Zusatzleistung Flughafen-Transfer super zum Airport, muss dann aber pro Strecke und Person noch ein Ticket für 1,80 Euro dazu kaufen, da der Flughafen nicht mehr im Stadtbereich liegt. Unsere Vienna City Card wurde uns freundlicherweise von Wien Tourismus zur Verfügung gestellt. Vielen Dank.
Hallo Holger, schöner Artikel 🙂 ich bin total von Wien begeistert, mit den unterschiedlichen vielen Facetten.
Liebe Grüße
Felix
Da kann ich Fabi nur zustimmen! Wien ist eine superschöne Stadt; eine Schande, dass ich erst jetzt zum ersten Mal dort war! Und eben auch nur für anderthalb Tage! Im Rathaus war ich leider auch nicht, aber in der kurzen Zeit muss man halt viel Abstriche machen. Wie immer ein sehr schöner und informativer Bericht mit Fotos, die große Lust auf einen zweiten Besuch machen…
Danke dir Wolfgang, Hannelore bringt dich sicherlich noch mal dorthin und nun weißt du ja, wo die Tür zum Rathaus ist.
Sehr sehr geiler und vor allem ausführlicher Beitrag. Steckt eine Menge Arbeit drin!
Besonders schön fand ich den Einblick ins Rathaus, weil wir uns das nicht von innen angesehen haben.
Wenn ich das so sehe und lese, könnte ich schon wieder hin!
Ja, das Rathaus ist schon sehenswert. Im Nachhinein wurde mir aber auch bewusst, dass ich noch nie im Hamburger Rathaus war (nur im Innenhof). Das ist bestimmt ach sehr schön.