Last Updated on 7. Februar 2020 by Holger
Wir sollten am 27.06. eigentlich um 20:05 Uhr von Hamburg Richtung Mallorca starten, aber während des Tages hatte die Crew unseres Condor-Fliegers schon 50 Minuten Verspätung eingeflogen.
Diese Tatsache machte für uns die Sache etwas spannend, mussten wir in Palma doch noch bei Sixt unseren vorbestellten Mietwagen abholen und dann noch mal ca. eine Stunde zur Finca fahren, wofür wir natürlich noch keinen Schlüssel hatten. Da wir also erst gegen 23:30 Uhr landen würden und die Vermietung laut Papieren nur bis 23:59 Uhr geöffnet hat, waren wir etwas besorgt. Ich rief von Hamburg aus vorsichtshalber noch mal bei Sixt an und wurde beruhigt: Man wird dort auf uns warten, denn die Autovermietung bekommt mit, wenn die Maschinen Ihrer Kunden sich verspäten.
Die zweieinhalb Stunden Flug waren etwas anstrengend. Einerseits weil es ja schon recht spät und wir müde waren, andrerseits, weil es in der Maschine immer wärmer wurde. Nach der Landung noch die üblich Peinlichkeit, an der wir uns natürlich nicht beteiligten: Es wurde geklatscht. Warum ist das in Urlaubsfliegern eigentlich immer so?
Gegen Mitternacht hatten wir unser Gepäck und machten uns auf dem Weg zum Ausgang wo auch schon ein Shuttle von Sixt für uns vorfuhr. Dieser brachte uns zur 3 Minuten entfernten Vermietstation. Nach ein paar Computer- und Eingabeproblemen bekamen wir dann unser Fahrzeug. Da es so spät wurde und der von uns bestellte Peugeot 1007 nicht mehr verfügbar war, gab es ein kostenloses Upgrad auf einen 307. Zwar hatten wir uns auf den Kleinwagen mit den elektrischen Schiebetüren gefreut, jetzt freuten wir uns aber über viel mehr Platz und einen im Spritverbrauch sehr günstigen Diesel. Kraftstoff ist in Spanien übrigens etwas billiger als bei uns. Diesel kostet dort z.B. im Durchschnitt 98 Cent, in Deutschland 1,14 Euro.
Der Weg zur Finca sollte uns jetzt noch mal quer über die ganze Insel, nach Santa Margilda, nahe der Bucht von Alcudia, führen. Wir hatten zwar Gunnars Navigationssystem dabei, man konnte uns aber keinen Straßennamen unseres Feriendomizils nennen. So eine Finca liegt halt nicht an der Hauptstraße, sondern weit ab von der und solche Wege haben eben keinen Namen. Wir fuhren also nach der Beschreibung des Vermieters, was unerwartet gut klappte. Gegen 1:30 Uhr in der Nacht kamen wir dort an. Jetzt wussten wir allerdings nicht wo wir uns melden mussten, um den Schlüssel zu bekommen, eine Finca hat schließlich keine Rezeption.
Nach einigem Hin- und Hergefahre auf dem weitläufigen Gelände, kam dann auch zuerst der Hund und dann der Herr des Hauses: Bernardo. Er zeigte uns schnell unsere Räumlichkeiten und ging dann wieder. Wir wollten jetzt auch einfach nur noch schlafen.
Am nächsten Morgen mussten wir nach einem kargen Frühstück mit mitgebrachten Aufbackbrötchen, die in Ermangelung eines Backofens, kalt gegessen wurden, mitgebrachtem Nutella und schwarzem Kaffee, erst einmal einkaufen. Die Frau von Bernardo (sie heißt Maria, wie auch sonst) sagte uns wo wir dies günstig tun konnten. Circa 9 Kilometer entfernt in Can Picafort, gingen wir also in einen Mercadona Supermarkt. Dieser ist sehr gut sortiert und recht preiswert. Hier gab es alles was wir als Selbstversorger brauchten. Nachdem wir alle Einkäufe heimgebracht hatten konnte der Urlaub mit einem ersten, kleinen Ausflug beginnen.
Wir möchten Euch jetzt natürlich nicht mit Berichten über jedes kleine mallorkinische Dorf langweilen, sondern werden es lieber bei den Highlights belassen. So viel vorweg. Wer glaubt Mallorca sei der Ballermann, sei El Arenal oder Cala Ratjada, sei saufen und feiern bis zum Umkippen, der tut der Insel unrecht. Mallorca ist natürlich an einige Stellen ganz bös vom Massentourismus heimgesucht worden, aber Mallorca ist mehr als kilometerlange Strände an denen sich Hotelburg an Hotelburg reiht: Mallorca ist eine wunderschöne Insel, die sich an vielen Stellen ihre Ursprünglichkeit bewahrt hat, oder zumindest eine angenehmeren und gepflegten Tourismus betreibt.
Ein gutes Beispiel hierfür sind die kleinen Hafenstädte Cala Figuera und Cala Pi, beide im Süden der Insel gelegen. Es gibt drei Buchten mit dem Namen Cala Figuera. Hier ist die bei Santanyi gemeint. Der Fischerhafen in der zweiteiligen Bucht (wie ein Ypsilon) ist der ehemalige Hafen von Santanyi. Im linken Arm liegen die Fischerhäuser mit ihren Bootsgaragen. Umrahmt ist die ganze Bucht von schroffen Felsen und kleinen Häusern. Auch hier gibt es Tourismus, die Bucht hat sich aber ihren Charme und die angenehme Atmosphäre, trotz oder vielleicht gerade wegen der hohen Preise erhalten.
Cala Pi ist eine ähnlich malerische Bucht wie Cala Figuera und wird als die wohl schönste im Süden der Insel beschrieben.
Zwischen beiden Ausflugszielen findet man das Cap de ses Salines, Mallorcas südlichstem Punkt. Hier kann man am Leuchtturm parken und zu Fuß zu den Stränden gehen.
Auf dem Weg nach Cala Figuera liegt Felanitx. Hier steht eine der ältesten Kirchen Mallorcas: Sant Miquel (vor 1248). Im Südosten der Stadt liegt, auf einer Felsnase in 509 Metern Höhe, das Kloster Santuari Sant Salvador. Es dient heute nicht nur als Pilgerstädte und Hostel, sondern natürlich auch als Aussichtspunkt.
Etwas weiter auf einem zweiten Hügel liegt die Ruine des Castell de Santueri. betreten darf man sie heute nicht mehr, aber auch hier kann man eine schöne Aussicht genießen. Hier ist auch der Touristenandrang nicht so groß.
An diesem Tag wollten wir eigentlich noch den Tag mit einem feinem Essen krönen, was uns aber leider nicht gelang. In einem Restaurantführer fanden wir ein Restaurant in einer umgebauten Mühle (Moli d’en Pau), wir führen hin, es hatte leider wegen Renovierung geschlossen. So führen wir zu einer anderen Mühle (Es Moli des Torrent), hier feierte aber gerade der Golfclub von Andratx und hatte das ganze Lokal gemietet. Unsere dritte Auswahl fiel auf das Restaurant Sa Costa in Bunyola. Das hatte aber wegen Ferien geschlossen. So stand es zumindest an der Tür geschrieben. So führen wir also zurück und aßen notgedrungen in einem recht schlechten Lokal bei uns ganz in der Nähe, hatten dafür aber circa 100 Km verfahren.
Schöne Aussichtspunkte und den nördlichsten Punkt der Insel bietet das Cap de Formentor. Die leichte Bergstrecke dorthin ist landschaftlich sehr schön, allerdings sollte man sie nicht am Morgen befahren, denn dann quälen sich dort die Touristenbusse hoch. Wir waren am Nachmittag dort und besonders der Leuchtturm am Ende der Straße wird auch dann noch von Touristen belagert. Kurz davor gibts aber einen schönen Aussichtspunkt, von dem man auch einen sehr schönen Ausblick hat.
Das Tramuntana-Gebirge
Viele wissen gar nicht, dass Mallorca recht hüglig ist und sogar über ein richtiges Gebirge verfügt. Das Tramuntana-Gebirge zieht sich fasst über den gesamten Nordteil der Insel. Hierfür sollte man sich einen ganzen Tag Zeit nehmen, denn es finden sich etliche schöne Aussichtspunkte und kleine Dörfer. Aber allein das Befahren der teils sehr abenteuerlichen Wegführungen macht viel Spaß und ist schon diesen Ausflug wert. Immer wieder gibt es Abzweigungen, die zu kleinen Buchten oder Orten herunterführen. Eine der bekanntesten Buchten ist Torrent de Pareis. Eigentlich eine sehr kleine, von zwei Felswänden umrahmte Badebucht. Der Touristenansturm war aber so enorm an diesem Tag, dass wir schnell wieder gefahren sind. Trotzdem ist sie zumindest für einen Fotostopp einen Ausflug wert.
Auf jeden Fall sollte man dann auch noch zum Port de Soller fahren. ein Sehr schönes Hafenstädtchen mit traditionellen und modernen Häusern und netten Restaurants. Von hier aus fährt auch der rote Blitz, eine historische Straßenbahn, zum fünf Kilometer entfernten Ort Soller.
Für uns ginge es dann weiter nach Deia. Ein Künstlerdorf, das auf einem Hügel gebaut wurde. Die schmalen Gassen zwischen den Häusern laufen alle zur auf der Spitze thronenden Kirche hin. In Deia wirkt alles sehr aufgeräumt und sauber, ja und auch ein wenig teurer.
Wir fuhren dann die 710 immer weiter Richtung Westen und kamen gegen Abend im Port d’Andratx an. Hier, in der edleren Ecke Mallorcas, wollten wir zu Abend essen. Angesichts unseres längeren Ausflugs waren wir natürlich etwas verschwitzt und die Schuhe etwas staubig, wir trauten uns aber dennoch in ein nettes kleines Lokal, direkt am Wasser. Bei einer kleinen Mahlzeit und einem kühlen Drink sahen wir den Booten im Hafen zu und wie die etwas betuchteren Gäste direkt am Lokal von einem kleinen Motorboot zu ihrer Yacht gefahren wurden.
Aber auch den größeren Ferienorten haben wir einen Besuch abgestattet. So waren wir kurz in Cala Ratjada und sehr kurz am Ballermann. Diese Ferienzentren sind einfach nicht unsere Welt. Hotel – Strand – Party – Hotel, aber nichts vom Land mitbekommen? Bei dem Gedanken gruselt es uns ein wenig.
Etwas länger waren wir im Port d’Alcudia. Hier und in anderen Hafenstädten fand am 29.06. das Festa de Sant Pere, das Fest des heiligen Petrus, mit einer bunten Schiffsprozession statt. Vorher hatten wir uns im Yachthafen noch eine ziemlich schwierig zu essende, weil sehr dünne und weiche Pizza gegönnt.
Unseren letzten größeren Ausflug machten wir nach Palma, der Hauptstadt Mallorcas. Die Befürchtung dort im Zentrum schlecht parken zu können war unbegründet, es gibt dort einige große Tiefgaragen, die auch gar nicht so teuer sind. Zuerst machten wir einen kleinen Rundgang durch die City. Dort wo Autos fahren dürfen, ist es sehr laut und unangenehm. Die Fußgängerzonen und engen romantischen Gassen sind dann schon eher zu empfehlen. Danach kamen wir am Wahrzeichen Palmas, der schon von weitem sichtbaren Catedral La Seu vorbei. Besichtigt haben wir sie nicht, die Schlange war uns viel zu lang. Viel lieber verliefen wir uns ein wenig in der Altstadt, bis wir dann wieder in Zentrum gelangten und am Placa Major eine Pause einlegten. Viel mehr wollten wir dann auch nicht von Palma sehen und so entschieden wir uns noch die nahe Festung, das Castell de Bellver zu besichtigen. Hier war es auch wesentlich ruhiger als in der hektischen Stadt.
Relativ früh brachen wir von Palma wieder auf, denn wir hatten für den Rückweg noch ein paar Stopps eingeplant. Zum einen gab es, ganz nach amerikanischem Vorbild, den Outlet Store Festival Park (Santa Maria del Cami) und nahe Inca noch eine sehr schöne und große Filiale der deutschen Deko-Kette Das Depot. Auf dem Weg dorthin lieferte sich Gunnar noch ein „kleines Rennen“ mit einem Lamborghini Murcielago, dessen Fahrer sich für Gunnars Aufmerksamkeit sogar noch nett bedankte.
Nach circa einer Woche hatten wir die für uns sehenswerten Punkte der Insel eigentlich schon abgehakt, und so verbrachten wir auch eine große Zeit am Pool unserer wirklich schönen Finca. Wir haben es aber auch geschafft, zumindest ein mal unsere Füße ins Mittelmehr zu halten. Verträumte Buchten und Strände hat es zwar viele, die suchen aber meistens so viele Touristen gleichzeitig auf, dass es mit der Ruhe schnell dahin ist.
Mallorca ist eine wirklich schöne Insel, wir haben den Urlaub sehr genossen. Wer sie besucht, sollte sich nicht nur an den Strand legen und Sangria aus Eimern saufen, sondern viel mehr die Schönheiten der Insel auf eigene Faust entdecken.
2 Kommentare zu “Ab auf die Insel: Mallorca”