Last Updated on 12. Juli 2021 by Holger
Der Wecker klingelte früh in unserem kleinen Apartment in Cape Town. Es war unser Abflugtag nach Namibia. Unsere Reisetasche war bis auf die Kleinigkeiten, die wir morgens noch brauchten, gepackt. Ein letztes Mal noch gingen wir in unser lieb gewonnenes Bootlegger Café in Woodstock, in dem wir fast jeden Morgen gefrühstückt hatten. Danach luden wir unsere Taschen in den kleinen Opel Corsa, warfen noch die Wohnungsschlüssel unseres Airbnb in den Briefkasten und fuhren zum Flughafen. Unser Namibia Roadtrip wartete.
Unser Namibian Air Flug ging um 10:10 Uhr. Die Airline fliegt mehrmals täglich nach Windhoek, meistens direkt, aber unser Flug machte noch einen kurzen Stopp in Walvis Bay, was die Reisezeit zwar um gut eine Stunde verlängerte, wir aber dennoch am frühen Nachmittag in Windhoek ankommen würden. Kapstadt verabschiedete uns mit strahlendem Sonnenschein. Jedes Mal, wenn wir den Weg zum Cape Town International Airport fahren ist immer sehr viel Wehmut mit im Gepäck, aber auch das gute Gefühl, dass wir wiederkommen werden.
Wie immer war die Rückgabe des Leihwagens und der Checkin am Flughafen Kapstadt problemlos. Lediglich mein Stativ im Rucksack sorgte bei der Sicherheitskontrolle dafür, dass man sich selbiges und meinen Rucksack doch mal etwas genauer anschauen wollte. Anders als Gunnar zwei Wochen zuvor in London, wurde ich aber nicht vom Sicherheitsbeamten angeflirtet 🙂
Das erste Mal Namibia
Namibia stand schon länger ganz oben auf unserer Liste der Länder, die wir uns unbedingt mal anschauen wollten. Der naheliegendste Grund ist die Nähe zu Südafrika. Aber auch weil es durch die deutsche Kolonialzeit eine, wenn auch nicht so rühmliche geschichtliche Verbindung zu Deutschland hat. Die deutschen Kolonialisten hatten einen sehr großen Einfluss auf das Land, welches sie damals in Besitz nahmen und so wird auch jetzt noch vielerorts deutsch gesprochen und deutsche Städtenamen sind dort allgegenwärtig.
Namibia ist ein sehr trockenes Land. Es wird von zwei Wüsten dominiert, von der Kalahari im Osten des Landes und von der direkt an den Atlantik grenzenden Namib, der ältesten Wüste der Welt. Der Unterschied zwischen dem meistens doch recht grünen Südafrika wird deutlich, wenn man von oben aus dem Flugzeug schaut. Kaum hat man die Grenze zu Namibia überquert, sieht man unten ein Farbspektrum zwischen grau, beige und rot. Sand und Steine wohin das Auge reicht und nur wenig Vegetation. Was auch auffällt, es wird nur selten von schwarzen Bändern, also geteerten Straßen, durchzogen. Wir wussten das alles natürlich vorher, aber jetzt wurde uns sehr deutlich, was uns die nächsten 16 Tage erwarten würde.
Die Zwischenlandung in Walvis Bay war, zumindest für uns, sehr skurril. Der Flughafen ist klein, sehr klein. Die Passagiere die hier aussteigen wollten, verließen die Maschine und gingen zu fuß über das Vorfeld zum Abfertigungsgebäude. Passagiere wie wir, die nach Windhoek wollten, blieben in der Maschine sitzen und wurden nach kurzer Wartepause aufgefordert ihr Handgepäck aus der Ablage zu nehmen und sich auf den Schoß zu legen. Danach gingen die Flugbegleiter durch die Maschine und kontrollierten ob noch Gepäck in den oberen Fächern oder unter unbesetzten Sitzen verblieben war.
Diese war nicht der Fall, andernfalls wäre es wohl entfernt worden. Erst jetzt durften nach und nach neue Passagiere dazu steigen. Es waren nicht viele, aber es dauerte etwas, denn Eile hatte anscheinend niemand. Es war auch kein Problem, dass eine gerade zugestiegene Passagierin, die eine ganze Weile verzweifelt etwas gesucht hatte, wieder ausstieg, zum Abfertigungsgebäude lief und nach etwa 10 Minuten total aus der Puste, aber überglücklich wieder zurückkam. Sie hatte ihre Kopfhörer, vermutlich im Wartebereich, liegen gelassen. Dann ging es aber weiter und wir hoben wieder ab. Unser Roadtrip rückte immer näher.
Windhoek
Zunächst war aber eine Übernachtung in Windhoek angesagt. Die Hauptstadt Namibias lag unter Wolken aber es war angenehm warm. Auch der Hosea Kutako International Airport in Windhoek ist klein und sehr übersichtlich. Nachdem wir unser Gepäck hatten, wollten wir uns eine namibische Sim-Karte holen, aber man konnte uns gerade nicht helfen, da der Telefonladen ein Internet-Problem hatte. Egal, holen wir erstmal unseren Leihwagen ab.
Wir hatten ihn wie so oft über den ADAC von Deutschland aus gebucht, was auch immer gut geklappt hat und auch hier in Namibia wurden wir nicht enttäuscht. Lediglich das unser SUV schon fasst 80.000 Kilometer auf dem Tacho hatte wunderte uns etwas – und das bei Europcar. Aber ok, das Land ist groß, und jeder Urlauber fährt hier Tausende von Kilometern mit den Autos und er war ja trotz seiner Kilometerleistung ganz gut in Schuß und ja auch kein uraltes Auto. Und gegen den Werkstattgeruch werden wir bald eine schöne Lösung finden.
Voller Enthusiasmus erklärte uns der junge Mann von der Autovermietung das Fahrzeug ganz genau und vergaß dabei auch nicht, auf die Eigenart namibischer Straßen hinzuweisen: es sind meistens Schotter- oder Sandpisten. Geteerte Strecken gibt es nur in und um den Städten und auf vielbefahrenen Überlandstrecken. Was er uns aber eigentlich sagen wollte ist, dass wir uns deshalb auch keine großen Gedanken um den Lack des Fahrzeugs machen sollten. Das hätten wir aber eh nicht, denn der Toyota RAV4 war übersäht mit Steinschlägen. Auf ein paar mehr oder weniger kam es nun auch nicht mehr drauf an. Auch das die meisten Urlauber mindestens eine Reifenpanne haben, war ein Hinweis der uns nicht wirklich überraschte. Dem Sand ist es auch geschuldet, das der Wagen selbst im Inneren nicht mehr richtig sauber zu bekommen war. Aber das störte uns nicht, denn wir ahnten schon, dass er in ein paar Tagen eh wieder ziemlich staubig sein würde.
Windhoek ist keine spannende Stadt und bietet auch keine nennenswerten Sehenswürdigkeiten, so beließen wir es dabei unser Hotel aufzusuchen, in ein Einkaufszentrum zu fahren und uns eine Sim-Karte zu besorgen und Ausschau nach einem Restaurant zu halten. Im Internet wurden wir fündig und fuhren zu Joe’s Beerhouse, wo wir dem Abend mit Kudu-Steak, Burger und der Planung für den morgigen Tag ausklingen ließen.
Wie man einen Namibia Roadtrip plant
Geplant hatten wir die komplette Route bereits zuhause. Das wir diese Reise erst jetzt machen lag daran, dass wir uns nicht schlüssig waren, wie wir sie angehen sollten. Wir haben einige Menschen gefragt und entweder kam dabei raus, dass wir die Reise durch eine Agentur planen lassen sollten, weil die Unterkünfte/Lodges meistens alle Zimmerkontingente unter diesen aufteilen würden und für Individualreisende kaum noch Zimmer frei wären, bzw. diese sehr schnell vergriffen wären. Oder wir sollten uns einer Reisegruppe anschließen, weil man sich dann wegen der vorher genannten Gründe ebenfalls keine Sorgen um eine Übernachtungsmöglichkeit machen müsste.
Letzteres ist keine Reiseart, die für uns in Frage kommt, denn wir möchten schon selber entscheiden, wo wir einen Fotostopp einlegen oder wo wir Nachmittags unseren Kaffee trinken werden. Die Planung durch eine Agentur wäre zwar ok gewesen, aber nur wenn es nicht anders gehen würde und so hielten wir zunächst Ausschau nach einer schönen Strecke, die uns in rund 14 Tagen an schöne und sehenswerte Orte bringen würde. Wir hatten zunächst eine Oneway-Route geplant die uns am Ende auch zu den Victoria Fällen nach Sambia bringen würde, aber aus Zeit- und Kostengründen ließen wir das sein. Ein Fahrzeug in Namibia anzumieten und in Sambia wieder abzugeben hätte einen horrenden Aufschlag gekostet, für den wir fast zu den Victoria Fällen hätten fliegen können. Also entschieden wir uns für eine Rundtour ohne die Wasserfälle.
Jetzt mussten wir nur noch entscheiden, ob wir eine Camping-/Dachzelttour, eine Tour mit Übernachtungen in Lodges und Hotels, oder eine aus Beidem kombinierte Reise machen wollten. Wir entschieden uns für die bequemere Variante in Lodges. Viele Lodges bieten aber auch die Möglichkeit in Zelten zu übernachten, welche wir zwei Mal, an Weihnachten und zu Silvester nutzen. Diese Zelte haben zwar nicht viel mit Camping im eigentlichen Sinne zu tun, da sie alle über eine Outdoor-Küche, Grillplatz, richtige Betten und einem eigenen großen Bad und WC verfügen, man ist der Natur aber wesentlich näher als in einem Zimmer, aber dazu mehr in unseren späteren Beiträgen unseres Namibia Roadtrip.
Das Buchen der Unterkünfte haben wir entgegen der Empfehlungen selbst übernommen. Und es war überhaupt kein Problem. In jeder Region oder bei jeder Sehenswürdigkeit bei der wir übernachten wollten fanden wir auch eine Lodge mit freien Zimmern oder den oben beschriebenen Camping2Go Zelten. Da die komplette Route bereits fest stand und wegen der extremen Entfernungen in Namibia auch nicht geändert werden sollte, haben wir alle Unterkünfte ca. 2 Monate vorher über ein Buchungsportal gebucht.
Namibia Roadtrip – Die Route im Detail
Wie schon erwähnt haben wir uns selbst eine Rundtour zusammengestellt. Ausgangs und Endpunkt war Windhoek. Zuerst ging es nach Namibias Hauptstadt wieder Richtung Süden in die Kalahari Wüste, wo wir einen wirklich schönen heiligen Abend und ersten Weihnachtstag verbrachten, weiter zum Fish River Canyon und ganz runter zum Orange River, wo wir schon fast wieder in Südafrika waren. Ab dort ging es wieder in den Norden. Wir sahen Lüderitz und die Geisterstadt Kolmanskop, die roten Dünen von Sossusvlei und Swakopmund und immer wieder eine ungewöhnliche, rauhe und unwirkliche, aber faszinierende Landschaft. Den Abschluss bildete der Etosha National Park, bis es wieder zurück nach Windhoek ging. Alle Berichte über den Roadtrip, sind etwas weiter unten verlinkt.
Diese Karte zeigt die ungefähre Route, genauer konnte ich es nicht angeben, denn wir sind immer mal wieder vom Weg abgefahren und haben einen „Schlenker“ gemacht, wenn wir dort etwas Interessantes vermuteten. Ein großer Vorteil, wenn man seine Reise komplett selbst plant. Insgesamt waren wir 16 Tage unterwegs und sind ganze 4865 km gefahren.
https://goo.gl/maps/SEfZURy8r54kDk8s7
Alle Beiträge unseres Namibia Roadtrip
Dies ist nur der Anfang bzw. eine kurze Zusammenfassung unseres Namibia Roadtrip. Über diesen spannenden Urlaub sind neben diesem noch 8 weitere Beiträge entstanden, die ich hier aufliste. Lass dich dadurch gerne für deinen eigenen Namibia Roadtrip inspirieren und wenn du Fragen hast, stell sie hier in den Kommentaren, oder melde dich gern bei uns.
- Weihnachten in der Kalahari Wüste
- Auf dem Weg zum Fish River Canyon
- Die Geisterstadt Kolmanskop
- Die Wildpferde von Garub
- Silvester in Sossusvlei
- Über Swakopmund ins Damaraland
- 3 Tage im Etosha National Park in Namibia
- Namibia – ein Abenteuer der besonderen Art
Adressen
Hilton Windhoek
Rev Michael Scott Street
Windhoek, Namibia
Joe’s Beerhouse
160 Nelson Mandela Ave
Windhoek, Namibia
Ein sehr schöner Einstieg, Holger! Bin natürlich gespannt auf mehr! Das Foto mit dem „Kaktusauto“ ist der absolute Hammer… 😉
Ja, ziemlich coole Blumenschale.