Blog Dies und das

Ein Jahr Pandemie – eine ganz persönliche Betrachtung

Ein Jahr Pandemie - FFP2
Lesezeit: ca. 4 Minuten

Last Updated on 19. Juli 2021 by Holger

Vor Kurzem lass ich einen Tweet von Peter Hicks, der mich nicht mehr los gelassen hat, weil er genau das sagt oder bestätigt, was Gunnar und ich seit über einem Jahr denken bzw. durchziehen. Und er hat mich dazu bewegt diesen Beitrag zu schreiben. Hier aber zunächst das Zitat:

I don’t know who needs to hear this, but your choice to give up the last eleven or so months of your regular life, being careful and socially distancing, could very well be the reason somebody else is alive today – and it will *always* have been worth it.

Peter Hicks @poggs (Twitter)

Übersetzt heißt das:
„Ich weiß nicht, wer das hören will, aber deine Entscheidung, die letzten elf oder mehr Monate deines normalen Lebens zu opfern, um vorsichtig und sozial distanziert zu sein, könnte sehr wohl der Grund sein, warum jemand anderes heute noch lebt – es wird sich also *immer* gelohnt haben.“

Aber keine Angst, dies soll jetzt keine Geschichte werden, die erklärt das unsere Art (und auch die der meisten von euch) durch die Pandemie zu gehen, die einzig Wahre ist. Und es soll sich bitte auch Niemand von diesem Beitrag angegriffen oder gemaßregelt fühlen, der die Regeln, Maßnahmen und Empfehlungen der Regierung und der bekannten VirologInnen nicht so strikt umsetzt oder folgt wie wir. Vielleicht, sind wir auch zu streng mit uns selbst, wer weiß das schon, aber wir können gut damit leben. Dieser kleine Beitrag soll einfach eine Betrachtung der letzten, mittlerweile über 14 Monate Pandemie aus meinen Augen sein.

Über ein Jahr Pandemie, über ein Jahr HomeOffice

Ok Corona oder wie es ja richtig heißen müsste SARS-Cov-2, ist sicherlich schon etwas länger als ein Jahr auf unserem Planeten, aber wie viele von euch da draußen „feierten“ auch wir vor Kurzem unser einjähriges HomeOffice-Jubiläum. „Feiern“ konnten wir es, weil es uns gut geht, wir gesund sind, unsere Jobs zu 100% remote funktionieren und weil unsere Arbeitgeber es sogar begrüßen, wenn wir von zuhause aus arbeiten.

Wenn uns das Arbeiten von zuhause aus auch nicht auf den Keks geht, so tun es natürlich, wie jedem Anderen auch, die derzeit eingeschränkten Möglichkeiten etwas zu unternehmen. Auch wir würden gern mal wieder irgendetwas anderes tun außer arbeiten, essen, schlafen, in Haus und Garten werkeln – und ja auch wir machen es – spazieren gehen. Es macht uns traurig Einladungen bei Freunden absagen zu müssen, bzw. gar nicht anzunehmen, aber wir hoffen natürlich auf ihr Verständnis. Natürlich würden wir viel lieber persönlich mit ihnen anstoßen und sie zur Begrüßung und zum Abschied umarmen. Aber wir vertreten den Standpunkt, je mehr wir uns jetzt zusammenreißen, desto schneller können wir das dann auch wieder tun. Vielleicht auch zum Leidwesen von Freunden und Familie – denn ich glaube, auch wenn es uns noch nie Jemand gesagt hat, haben wir mittlerweile wohl auch schon einen entsprechenden „Ruf weg“ 😉.

Wir haben aber auch gerade in den letzten Wochen und Monaten, echt tolle und lange Abende per FaceTime mit Freunden erlebt, bei denen wir zusammen gegessen, getrunken, viel Geredet und gespielt haben. Corona entfremdet also nicht nur oder macht einsam, sondern kann auch zusammenschweißen. Ich stelle mir gerade vor, wie wir das alles ohne die technischen Möglichkeiten gemacht hätten die wir jetzt haben, wenn die Pandemie z.B. vor 15 Jahren oder früher ausgebrochen wäre? Von daher können wir uns glücklich schätzen, dass wir diese technischen Errungenschaften haben und nutzen können.

Die Kehrseite

Kommen wir zurück zu dem Zitat, mit dem ich in diesen Beitrag gestartet bin. Etwas provokativ habe ich etwas weiter oben das Wort „feiern“ benutzt. Damit möchte ich natürlich Niemanden zu Nahe treten, weshalb ich es auch in Anführungsstriche gesetzt habe.

Denn wir dürfen nicht vergessen, dass es leider auch sehr viele Menschen gibt, die das oben beschriebene Jubiläum nicht mehr begehen können, weil sie an SARS-Cov-2 gestorben sind oder weil ihnen nicht zum Feiern zumute ist, da sie an den Langzeitfolgen einer solchen Erkrankung leiden und sie ihrer Arbeit gar nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt nachgehen können.

All diese Menschen haben wir immer im Hinterkopf, wenn wir zum Einkaufen oder zum Friseur gehen, wenn wir eine Einladung bekommen oder uns auch nur überlegen spazieren zu gehen. Es geht uns dabei gar nicht so sehr um uns wenn wir z.B. konsequent die Maske aufsetzen. Wenn wir erkranken, erkranken nur wir, aber wenn wir uns ungetestet und ungeschützt unter Menschen begeben, könnten wir, wenn wir den Virus in uns hätten, diesen an die, denen wir begegnen weitergeben.

Die Kraft der großen Zahlen

Ich bin über mich selbst überrascht, wie abgestumpft ich geworden bin, wenn täglich in den Nachrichten die aktuellen Corona-Zahlen mit 200, 300, 500 oder mehr Toten in Deutschland bekanntgegeben werden. Das geht wohl nicht nur mir so. Es ist zur Normalität geworden und man muss sich dieser Zahlen eigentlich jeden Morgen immer wieder bewusst werden.

83.844

Mit dem heutigen Tag sind laut der ZDF heute App 83.844 Menschen in Deutschland an oder mit SARS-Cov-2 gestorben. 83.844 Menschen sind verdammt viele, 83.844 zu viel. Wenn man auch die täglichen Zahlen nicht mehr so sehr an sich ran lässt, dann aber ganz bestimmt diese große Zahl. Bis der Großteil der Bevölkerung sich hat impfen lassen, werden wir mit täglichen Todeszahlen leben müssen. Es werden weniger werden und irgendwann sehen wir vielleicht die freudige Nachricht das gestern Niemand an dieser Krankheit gestorben ist. Ich freue mich auf diesen Tag und den werde ich dann wirklich feiern, ob per FaceTime oder schon live ist mir dabei völlig egal.

Wer ist dabei?

0 Kommentare zu “Ein Jahr Pandemie – eine ganz persönliche Betrachtung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert