Last Updated on 9. Februar 2020 by Holger
Das iPhone riss uns an unserem zweiten Tag im Krüger Nationalpark um 3:45 Uhr in der Früh aus den Federn. Keine Fehlfunktion, sondern volle Absicht, denn wir hatten heute die Sunrise Tour gebucht, und zu der waren wir um 4:45 Uhr mit der Rangerin an einem Treffpunkt im Camp verabredet.
Mehr als Katzenwäsche war nicht drin und gegen den knurrenden Magen gab es für Jeden von uns nur einen Müsliriegel und ein Glas Saft. Richtig Frühstück und eine Dusche sollte es dann erst nach der Tour geben. Pünktlich waren wir am verabredeten Treffpunkt und langsam trudelten auch unsere meist deutschen Mitfahrer ein und kurz darauf auch die Rangerin mit dem Wildnis-Erkundungs-Mobil. Sie erklärte uns ausführlich was wir machen dürfen und was wir sein lassen sollten und dann ging es auch schon los.
Da es draußen noch sehr dunkel war, hatten einige von uns Suchscheinwerfer bekommen, mit denen Links und Rechts nach Tieren Ausschau gehalten wurde. Sobald wir etwas sahen, sollte stopp gerufen werden. Das geschah auch sehr schnell, und der Wagen bremste hart… für einen Hasen. Haha, ok… Das nächste Mal etwas Größeres bitte. Was dann auch bestens klappte. Wir sahen eine (im sitzen) schlafende Giraffe, Gnus, Kudus, Impalas, Baboons, Hyänen, Elefanten und viele Vögel. Unsere drei noch fehlenden Big Five zeigten sich aber nicht.
Nach dem Frühstück auf der Terrasse über dem Olifants River ging es weiter in Richtung unserer zweiten Station im Park, dem Skukuza Rest Camp. Wir blieben nicht immer auf den asphaltierten Straßen, sondern fuhren überwiegend auf Schotterpisten. Hier ist weniger Verkehr als auf den Hauptstraßen, aber man darf auch nicht schneller als 40 Km/h fahren. Bei einer großen Herde Zebras an einer Wasserstelle entdeckte Fabi, während alle noch das Treiben beim Wasser beobachteten, ein Nasshorn im Gebüsch. Wow, Nr. 3 der Big Five. Es machte sich auf den Weg und überquerte die Straße direkt vor unserem Auto. Perfekt für die Kameras. Wir waren uns sicher, das wir hinter der nächsten Kurve auch Löwen oder Leoparden sehen werden. Oder hinter der nächsten. Oder noch eine weiter…
Die Augen schmerzten vom Ausschauhalten, der Wagen war voller Staub und die Uhr war gegen uns. Wir mussten langsam unser Camp ansteuern. Weil wir schon seit viertel vor vier wach waren, machte sich bei allen eine gewisse Müdigkeit breit. Und Hunger, weswegen wir auch direkt nach der Ankunft das Restaurant ansteuerten. Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass die Gastronomie in Skukuza um Längen besser ist als die im Olifants Rest Camp. So freuten wir uns schon auf das Frühstück dort.
Am nächsten Morgen wurden wir zu moderater Zeit geweckt: 7:30 Uhr. Nach dem, wie zu erwarten, guten Frühstück, machten wir uns direkt wieder auf den Weg. Zum Einen weil wir natürlich die letzte Chance noch nutzen wollten Löwe und Leopard zu sehen und zum Anderen, weil wir noch rund 500 Kilometer Fahrt vor uns hatten, denn unser nächstes Ziel war St. Lucia. Das Navi sagte uns ca. siebeneinhalb Stunden reine Fahrzeit voraus. Du ahnst es schon, es sollte anders kommen…
Löwe und Leopard
Das worauf alle im Krüger aus sind und vor die Linse bekommen wollen sind natürlich die großen Raubkatzen. Löwe und Leopard chillen an einem heißen Tag aber lieber unter den wenigen schattigen Bäumen. Das macht es uns natürlich schwierig sie zu finden. Ein gutes Indiz für ein spannendes Fotomotiv und viel besser auszumachen als jedes Tier, sind aber immer Ansammlungen von Autos. Die Erste fanden wir kurz nach dem Camp. Zuerst sahen wir nicht warum die Fahrzeuge hier hielten, aber je weiter wir aufrücken konnten, desto klarer wurde es: drei junge Löwen. Ein Junge und zwei Mädchen. Demonstrativ kehrten uns alle drei den Rücken zu. Nur das Männchen stand irgendwann auf, weil es etwas Geschäftliches zu erledigen hatte und kam direkt auf uns zu. Wir waren begeistert. Am letzten Tag wenigstens noch Löwen.
Wir fuhren heute nur asphaltierte Straßen und auf direktem Weg zum Parkausgang. Aber schon kurze Zeit nach den Löwen, trafen wir wieder auf eine Auto-Traube. Diesmal sahen wir aber nichts, so sehr wir uns auch bemühten. Alle schauten in die Ferne, aber uns blieb es verborgen. Als ein Jeep mit einem Ranger an uns heran rollte fragte ich ihn, was es denn dort zu sehen gebe. „Da hinten, ein Leopard, liegt unter dem Baum.“ Zuerst half uns auch diese Aussage nicht weiter, aber dann entdeckten auch wir ihn. Das Tier saß gut getarnt unter einem Busch, bestimmt 200 Meter entfernt. Wer den entdeckt hat, muss echt gute Augen haben. Es gibt zwar Beweisfotos, aber unsere Teleobjektive reichten nicht aus, um die Katze formatfüllend abzulichten. Wir waren aber richtig happy nun doch noch alle Big Five gesehen zu haben.
Abenteuer Swasiland
Der gerade Weg ist schneller als einen Bogen zu fahren. So die Theorie und unser Plan, möglichst in den angepeilten siebeneinhalb Stunden in St. Lucia anzukommen. Die Strecke durch Swasiland ist ca. 160 Km kürzer als außen herum zu fahren.
Bist du mit einem Mietwagen unterwegs, kannst du übrigens nicht einfach spontan, in ein fremdes Land wechseln, auch wenn du nur hindurch fährst. Du benötigst von deiner Autovermietung die Erlaubnis dafür, was auch mit dem Versicherungsschutz zu tun hat. Und es kostet eine Kleinigkeit extra, in unserem Fall ca. 35 Euro. Dafür bekamen wir ein handgeschriebenes Dokument von der Vermietung, welches wir an der Grenze zu Swasiland vorzeigen mussten.
Swasiland ist ein unabhängiger Binnenstaat in Südafrika und er heißt seit dem 19. April 2018 Königreich Eswatini, bis dahin Königreich Swasiland. Die Namensänderung soll u.A. eine Verwechselung mit der Schweiz, auf englisch Switzerland, vorbeugen. Mit 17.363 Km² ist es nach Gambia der zweitkleinste Staat in Afrika. Die Durchfahrt sollte also schnell zu machen sein. In Mananga, einem kleinen ländlichen Grenzposten ging es über die Grenze.
Auch wenn man oft hört, dass die Polizei in Swasiland sehr korrupt sei, hatten wir weder an der Grenze, noch unterwegs Probleme mit ihr. Probleme hatten wir eher mit den Straßen, denn kurz nach der Grenze schlug uns das Navi vor, rechts abzubiegen, was wir natürlich auch taten, aber vielleicht lieber hätten sein gelassen. Es hieß wieder „Potholes“ auf einem Schild und diese entwickelten sich nach einigen Kilometern in eine echte Kraterlandschaft, so dass wir für die eigentlich kurze Strecke von 180 Km eine gefühlte Ewigkeit brauchten. Irgendwann erreichten wir dann die Grenze zu Südafrika und die Straßen wurden wieder angenehm befahrbar.
Weit nach Einbruch der Dunkelheit erreichten wir unser Guest House in St. Lucia. Wir hatten vorher angerufen, dass wir später kommen und so wartete unsere freundliche Gastmutter noch auf uns, zeigte uns das großzügiges Zimmer und wo wir heute Abend in der Stadt noch was essen konnten. Am Abend setzte ein leichter Regen ein. Eigentlich wollten wir am nächsten Morgen Flusspferde und Krokodile gucken, wofür St. Lucia berühmt ist, aber bei Regen tauchen die meistens ab. So war es dann leider auch…
Unsere Unterkünfte
Skukuza Rest Camp
Kruger National Park
1350, Skukuza
The Sandpipers Guesthouse
17 Sandpiper Street
3936 St Lucia
Ich will unbedingt wieder auf Safari, es gibt so viel zu erleben!
Wir sind dabei ??
Sehr schöner und ausführlicher Bericht über einen der wohl spannendsten Naturparks dieser Welt! Die Fotos sind der Hammer; schade allerdings, dass der Leopard fehlt! Aber das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau; es ist wirklich super, dass ihr alle Big Five sehen konntet. Dazu gehört eben auch sehr viel Glück (und junge Burschen mit scharfen Augen… ;-))
Ich zeig dir die Bilder vom Leopard demnächst mal.
?
Er ist jetzt da 🙂
Wow! So prompt bekommt man hier Wünsche erfüllt… 😉 Du stellst anscheinend hohe Ansprüche, Holger; ich finde, das Foto ist absolut in Ordnung, und es vervollständigt jetzt sozusagen diesen Beitrag!
Das stimmt wohl Wolfgang. Also Beides ?