Last Updated on 7. Februar 2020 by Holger
Australien ist ein großartiges Land in dem man viel erleben kann und seine heimliche Hauptstadt Sydney eine Stadt, die einen packt, wenn man sie das erste Mal besucht.
Bereist man einen Ort mehrmals ist es zumindest bei uns so, dass das erste Mal oft das schönste Mal ist. Es gibt wenige Ausnahmen und Sydney ist auf jeden Fall eine. Sydney hat viel Charme und man kann viel entdecken wenn man will, oder einfach nur die Seele baumeln lassen. Sydney ist nicht hektisch wie etwa New York City und man kann Vieles gut zu Fuß erreichen. Selbst bei schlechtem Wetter wirkt Sydney immer noch freundlich und die Menschen auch. Bei unserem ersten Besuch murrten wir beim Frühstück ein wenig wegen des leichten Nieselwetters. Die Chefin des Hotels bekam das mit und meinte, wir sollen uns was passendes Anziehen und trotzdem rausgehen, die Stadt ist auch bei Regen wunderschön. Sie hatte recht und wir blieben natürlich nicht im Hotel.
Meistens ist das Wetter aber auch richtig gut. Das Klima ist mediterran, so dass es auch im Sommer nie wirklich unangenehm heiß wird. Wenn doch, setzt man sich einfach auf eine der vielen Fähren und lässt sich den Wind um die Nase wehen.
Oder man steigt auf die Sydney Harbour Bridge und hat ein Erlebnis, das man nicht mehr vergisst.
Sydney Harbour Bridge
Die Sydney Harbour Bridge oder auch „coat hanger“ (Kleiderbügel), wie sie liebevoll von den Sydneysider genannt wird, wurde 1932 fertiggestellt und verbindet die Nord- und Südküste Sydneys. Sie hat eine Spannweite zwischen den Pylonen von 503 Metern und eine Höhe von 134 Meter über dem Meeresspiegel.
Sydney Brigde Climb
Es war unser erster Besuch in Sydney und während unseres Aufenthaltes dort hatte Gunnar Geburtstag. Ich hatte schon lange vorher überlegt, was ich ihm schenken könnte. Es sollte etwas sein, das ich ganz einfach mit in die Reisetasche packen könnte, und was die drei Wochen Wohnmobil vorher auch unbeschadet und vor allem unentdeckt überstehen würde.
Natürlich haben wir uns während der Vorbereitungen der Reise auch schon über die Möglichkeit eine geführte Tour über die Harbour Bridge zu machen informiert, konnten uns aber nie so richtig entscheiden sie zu buchen, zumal das Ganze auch wirklich nicht günstig ist. Das Thema geriet dann ein wenig in Vergessenheit, was gut für mich war, so dass ich den Sydney Bridge Climb einfach zu Gunnars Geburtstagsgeschenk machte.
Ich hatte die Wahl zwischen 5 verschiedenen Touren: Der Bridge Climb Sampler ist eine kurze Tour (1,5 Std.) über den inneren Bogen der Brücke, alle anderen Touren verlaufen über den oberen Bogen und dauern 3,5 Stunden und man hat 4 verschiedene Tageszeiten zur Wahl. In der Morgendämmerung (am teuersten), am Tag, in der Dämmerung und nach der Dämmerung.
Ich entschied mich für die Tagestour am Vormittag und zwar einen Tag nach dem Geburtstag, damit Gunnar sich ein bisschen darauf vorbereiten konnte. Natürlich buchte ich auch ein Ticket für mich mit, denn den Spaß wollte ich mir nicht entgehen lassen. Im Vorwege fragte ich, ob man mir die Geschenkgutscheine auch nach Deutschland schicken könnte, was freundlich bejat wurde und nach ein paar Tagen bekam ich Post aus Sydney.
Das Geschenk
An seinem Geburtstag übergab ich ihm dann mein bis dato unentdeckt gebliebenes Geschenk in einem schlichten Kuvert in dem ein weiterer mit dem Bridge Climb Logo steckte. Nun wusste er natürlich was Sache war und er freute sich sehr.
Am Tag des Climbswar es etwas bedeckt, aber warm. Wir frühstückten erst im Coco Café, nahe der Brücke und machten uns dann auf zur Climb Base in der 3 Cumberland Street, direkt unter der Fahrbahn, vor dem eigentlichen Brückenbogen. Hier registrierten wir uns zunächst für unseren Climb und gingen dann in den Wartebereich in dem wir uns schon ein wenig über das, was wir gleich machen werden, informieren konnten.
Pre-Climb Preparation
Von nun an lief alles nach Plan ab, denn die Touren sind streng durchgetaktet und bevor wir auf die Brücke dürfen, müssen wir noch einige Stationen durchlaufen. Der Wartebereich war der erste, danach ging es ans Umziehen. Jeder Kletterer muss einen Overall anziehen, welcher einerseits zum Schutz seine eigenen Bekleidung dient aber auch dafür, dass nichts die Brücke herunterfallen kann. Je nach Wetterlage, behält man seine Klamotten drunter oder nur die Unterwäsche. Die Overalls werden nach jedem Climb gewaschen. Man darf nichts mit hinaufnehmen, nein, auch keine Kamera und schon gar kein Handy. Auch die Armbanduhr wird im Spint eingeschlossen. Lediglich seine Brille darf man aufbehalten, die wird allerdings mit einem Band, welches einem gestellt wird gesichert. Wer gern eine Mütze aufsetzt, um sich vor der Sonne zu schützen, bekommt ebenfalls eine gestellt, die am Kragen des Overalls gesichert wird. Selbst an Schweiß und triefende Nasen wurde gedacht, den man bekommt noch ein am Handgelenk befestigtes Taschentuch. Jedes der Ausrüstungsgegenstände wird am Ende der Tour in ein bestimmtes Loch in der Wand geworfen, so dass es hinterher wieder gereinigt werden kann. Dann gab es noch für jeden ein Funk-Headset, damit man auch verstehen kann was der Guide uns erzählt.
Das Wichtigste kam aber zum Schluss: Unser Sicherungsgurt. Uns wurde genau erklärt wie wir ihn anlegen und in die Führungsschiene einklinken. Eingeklinkt wird sich bereits im Gebäude und der Kletterer selber kann sich erst nach der Tour im Gebäude wieder aus der Sicherung befreien.
Die ganze Vorbereitung hat der Guide mit uns gemacht, der uns auch über die Brücke führen wird.
Durch den Tunnel auf die Harbour Bridge
Nun war es endlich so weit. Wir waren vorbereitet, eingeklinkt und mächtig aufgeregt. Durch einen Tunnel ging es hinaus auf die Brücke. Wir liefen zunächst parallel über der Fahrbahn zum ersten Pylonen. Dort ging es eine Leiter hinauf zum Bogen der Brücke. Lediglich beim Weg zum Pylonen kann man direkt nach unten auf die Fahrbahn schauen, da man auf Gittern geht, auf den Bögen selber läuft man auf geschlossenen Stufen.
Vor uns sehen wir also nun den gigantischen äußeren Bogen der Brücke. In genügenden Abstand vor uns eine weitere Gruppe. Wir können es gar nicht erwarten hochzulaufen. Alle paar Meter stoppt unser Guide und erklärt uns was zu Brücke und zu dem was wir um uns herum sehen und je höher wir kommen, desto gigantischer wird der Ausblick. Natürlich darf man auch Fragen stellen, aber die meisten Mitglieder unserer Gruppe sind einfach nur sprachlos, wie wir auch. Von Höhenangst keine Spur.
Die Tour führt bis zur Mitte des Bogens und dort einmal quer über die Fahrbahn und in der Mitte zum Blinking Billy, dem roten Blinklicht. Hier oben sollte dann jeder in das Headsets unseres Guides ein Lied singen. Wir sangen „Über den Wolken“ von Reinhard May, was wohl keiner kannte, oder verstand. Aber wir waren textsicher. Während des auf und Abstiegs werden immer wieder Fotos von jedem Teilnehmer und einmal auch von der ganzen Gruppe gemacht. Das Gruppenfoto gibts als Erinnerung gratis mit dem Climber Certificate, die persönlichen Bilder kann man kaufen.
Dann ging es wieder hinab. Aber nicht schnell, sondern wieder ganz gemütlich und auch hier wurde uns viel erklärt denn nun sahen wir ja von der anderen Seite der Brücke in Richtung Darling Harbour.
Nachdem wir dann wieder unten angekommen waren, uns umgezogen, stolz unsere Zertifikate entgegen nahmen und die Fotos gekauft hatten, waren wir echt happy, dass wir den Bridge Climb gemacht hatten. Auch wenn es sehr teuer ist, wird einem einiges geboten und all das, bleibt einem für sehr lange Zeit im Gedächtnis. Jedes Mal wenn wir wieder in Sydney waren oder im Fernsehen das Silvester-Feuerwerk gesehen haben konnten wir sagen, da waren wir schon drauf. Ganz nah am Blinking Billy.
Mit diesem Blog Post nehme ich am CityBlogAward von Only-apartments, Vueling und Travel on Toast teil.
Schöne story, klasse Fotos! Auch für mich eine schöne Erinnerung an ein wirklich tolles Erlebnis…
Danke Wolfgang. Ja, man sollte das einmal Leben gemacht haben.