Last Updated on 11. Juli 2021 by Holger
Nach einer sehr ruhigen Silvesternacht in unserem Camping2Go Zelt in der Gondwana Namib Desert Lodge ging es heute am 1. Januar 2020 weiter. Unser nächstes Ziel war Swakopmund an der Namibischen Atlantikküste. Hier war eine Übernachtung auf unserem Weg zum Etosha National Park eingeplant.
Die Fahrt dorthin war wie viele andere auf diesem Roadtrip geprägt von Sand. Wir konnten es gar nicht abwarten heute Nachmittag wieder in einer richtigen Stadt zu sein und Asphalt unter den Reifen zu spüren. Auf unserem Weg dahin überquerten wir den „Tropic of Capricorn“.
Tropic of Capricorn
Ok, das muss ich vielleicht erklären. „Tropic of Capricorn“ hört sich, wie ich finde, etwas mystisch an, oder? Irgendwie wie aus einen Film. Ich musste dabei auch, warum auch immer, bisher an Einhörner denken. Aber die gab es hier nicht. Kein Einziges. Dafür aber ein Schild, auf dem die Sache mit dem Capricorn stand. Sonst wären wir auch einfach weiter gefahren, denn hier ist ja sonst auch nichts. Aber den vielen Aufklebern auf dem Schild zu Folge, stoppen hier auch viele andere Touristen. Also anhalten, Foto machen und weiter. Da es hier also wirklich keine Einhörner gab und dieser Ort für mich nun ein wenig entmystifiziert war, hab ich mich natürlich schlau gemacht, was es mit diesem Ort auf sich hat, der im deutschen etwas weniger filmreif „Wendekreis des Steinbocks“ heißt.
Diesen Punkt der Erde durchläuft also dieser Wendekreis. Der Wendekreis des Steinbocks ist der Südliche von zwei Wendekreisen, es gibt also noch den Nördlichen, den „Wendekreis des Krebses“. Beide Kreise verlaufen mit einem Abstand von derzeit jeweils 2.609 Kilometern zum Äquator einmal um die Erde herum und sind zur Zeit 36.700 Kilometer lang. Es sind also Breitenkreise, so wie die Breitengrade. Folglich gibt es von diesen Schildern auch noch viele andere auf der Erde. Der südliche verläuft zum Beispiel auch noch durch Südamerika und durch Australien.
Aber was ist nun das Besondere an diesen beiden Breitenkreisen?
Der Wendekreis des Steinbocks ist der südlichste Breitenkreis an dem die Sonne am Tag der Sommersonnenwende der südlichen Erdhalbkugel (21. oder 22. Dezember) gerade noch den Zenit erreicht. Beim nördlichen Breitenkreis, also dem Wendekreis des Krebses verhält es sich genauso um den 21. Juni herum. Dann ist auf der Nordhalbkugel die Sommersonnenwende. Die beiden Breitenkreise bewegen sich übrigens jährlich jeweils ca. 14,4 Meter auf den Äquator, also auch auf einander zu. Die Schilder müssen somit theoretisch jedes Jahr versetzt werden. Warum dass so ist, dürft ihr gerne diesem Wikipediabeitrag entnehmen. Dies ist ja schließlich kein Wissenschaftsblog 🙂
Eine gute Tat pro Tag
Die Straße war zum Saisonende wirklich extrem schlecht. Unser Toyota wurde durchgeschüttelt wie Kartoffeln auf dem Sortierband. Auf der schnurgeraden Straße sahen wir dann plötzlich in einiger Entfernung zwei Geländewagen am Straßenrand stehen. Da es hier nichts Spannendes zu sehen gab, gingen wir von einer Panne aus. Und wie schon bei einem Pärchen mit einem abgerissenen Auspuff vor zwei Tagen, fuhren wir auch hier erstmal ganz langsam zu den parkenden Wagen heran um uns ein Bild von der Lage zu machen. Pannen werden auch gerne mal vorgegaukelt, um dann hilfsbereite, aber ahnungslose Autofahrer auszurauben. Wir sahen eine ältere Frau und einen Mann. Beide sahen mit ihren Offroad-Campern stark nach Urlaubern aus, also hielten wir an und fragten was das Problem sei.
Der erste der beiden Wagen sprang nach einer kurzen Pause nicht mehr an. Wir sind zwar beide keine KFZ-Mechatroniker, aber wir gingen sofort davon aus, dass sich etwas los gerüttelt haben müsste. Nach einem Blick unter die Motorhaube bestätigte sich das: Es war ein Kabel der Batterie, was nebenbei hing. Mit dem schnell herbeigeholten Bordwerkzeug fixierte Gunnar das Kabel wieder und für uns und die beiden Camper konnte die Fahrt weitergehen.
Dann waren aber auch wir mal dran
Die Straße blieb schlecht und hatte jetzt auch noch sehr lang gezogene Bodenwellen. Fuhr man auf den höchsten Punkt einer zu, sah man nicht was da hinter war. Um nicht all zu sehr durchgerüttelt zu werden, mussten wir aber bei der relativ hohen Geschwindigkeit von rund 100 Km/h bleiben. Außerdem wollten wir ja auch irgendwann mal in Swakopmund ankommen. Wir orientierten uns also am Navi, um abschätzen zu können, ob sich hinter dem Peek der Bodenwelle möglicherweise eine Kurve befand. Das funktionierte auch ganz gut.
Ähnlich wie bei einer Holzachterbahn, wird man am höchsten Punkt der Bodenwelle bei geeigneter Geschwindigkeit immer mit einem leichten Kribbeln im Bauch, kurz aus dem Sessel gehoben und auch die Stoßdämpfer des Wagens machen sich lang. In einem dieser eigentlich ganz coolen Momente, kurz hinter der Kuppe gab es plötzlich einen kräftigen Rumms am Forderwagen und unser bestimmt zwei Tonnen schweres Fahrzeug machte wieder einen Satz nach oben um Sekunden später unsanft auf allen Vieren zu landen. Wir bremsten sofort, schauten uns erschrocken an und fragten uns was passiert war. Wir erkannten sofort, dass es kein Mensch und auch kein Tier war, dass uns den Rumms verpasst hatte. Beides wäre hier auch eher ungewöhnlich gewesen. Trotzdem waren wir natürlich sehr erleichtert.
Wir schauten nach, was denn nun passiert war und sahen kurz hinter der Kuppe einen Stein etwa 15 bis 20 cm aus der Fahrbahn ragen. Wir sahen auch, dass unser Reifen vorne Links etwas Schaden genommen hatte. Er verlor zwar keine Luft, aber die Karkasse war anscheinend gerissen, was sich durch eine dicke Beule im Pneu bemerkbar machte.
Nach Walvis Bay waren es etwa 60 Km und so entschieden wir mit dem beuligen Reifen erstmal weiter zu fahren. Von unserer Autovermietung hatten wir mit auf dem Weg bekommen, dass wir bei einer Reifenpanne, die auf so einer Tour fast immer vorkommt, den Reifen wechseln lassen sollen und einfach die Rechnung später bei der Abgabe des Wagens einreichen sollen. Also machte sich Gunnar schon mal mit dem Handy auf der Suche nach einem Reifendienst in Walvis Bay. Da wir dort keinen fanden der jetzt noch offen hatte, entschieden wir, das wir die noch vor uns liegenden 43 Kilometer nach Swakopmund auch noch fahren können.
Dort angekommen schauten wir erstmal nach dem Befinden unseres lädierten Reifens. Gunnars geschulter Blick erkannte sofort, dass hier nicht nur der Reifen im Eimer war, sondern das ganze Rad leicht schief stand. Wahrscheinlich hat also auch der Querlenker etwas abbekommen. Für uns war nun klar, dass wir mit dem Wagen die noch vor uns liegenden 2.500 Km nicht mehr fahren wollten. Wir riefen also unsere Autovermietung an, die uns sofort für den nächsten Morgen ein neues Fahrzug zusicherte. Also fuhren wir einigermaßen erleichtern erstmal in unser Guesthouese in Swakopmund.
Swakopmund
Was können wir über Swakopmund berichten? Swakopmund kann man mit fast 45.000 Einwohnern (Stand 2011) schon mal als „richtige“ Stadt bezeichnen. Sie wurde 1892 von deutschen Kolonisten gegründet und macht vielerorts tatsächlich immer noch einen sehr deutschen Eindruck. Ein paar Sehenswürdigkeiten gibt es hier auch, aber eigentlich ist Swakopmund wohl eher ein Urlaubsort für wohlhabende Namibier aus Windhoek, die das kühle Klima in den heißen Sommermonaten in ihre Feriendomizile am Atlantik lockt.
Auch unser Domizil für die nächste Nacht erweist sich als durchaus großzügig gestaltet. Unser Zimmer liegt im Erdgeschoß und hat mit 40qm keinen Platzmangel. Robert, der Besitzer des 2018 komplett renovierten Hauses, empfing uns sehr freundlich und bot uns bei der Kommunikation mit unserem Autovermieter seine Hilfe an. Da bisher alles geklärt war, war dies nicht nötig, aber seinen Tipp für unser heutiges Abendessen in der Stadt konnten wir natürlich sehr gut gebrauchen.
Kücki’s Pup
Kücki’s Pup ist vom Namen her zwar kein Brauhaus, von denen es in Swakopmund einige gibt, aber auch hier gibt es deutsches Bier, wie uns das Erdinger Schild am Eingang zeigte. Wir blieben heute aber alkoholfrei, doch der Burger musste sein und der wahr wirklich gut. Das Restaurant war voll und von daher war es gut, dass Robert uns hier einen Tisch reserviert hatte.
Am nächsten Morgen konnten wir uns nicht um die wenigen Sehenswürdigkeiten kümmern, denn nach dem Frühstück, war unser Ersatzwagen leider noch nicht, wie am Vortag angekündigt, da. Gunnar telefonierte also wieder mit der Autovermietung in Walvis Bay und zunächst schien es so, als ob man unseren Fall dort gar nicht kannte. Nach einiger Zeit klärte sich das dann aber auf und wir bekamen die Info dass unser Ersatzwagen gerade in der Aufbereitung sei und der Fahrer danach auch sofort losgeschickt wird. Um 10 Uhr sollte er dann bei uns sein.
Da im Guesthouse natürlich die Zimmer gemacht werden sollten, räumten wir unseres und warteten im Speiseraum. Uns war das etwas unangenehm, aber Robert hatte da gar kein Problem mit. Er meinte nur das Warten in Namibia dazugehört. Einige Anrufe später hatten wir dann kurz nach 11 Uhr unseren neuen Wagen. Es war auch ein weißer RAV4 aber das neueste Model mit viel weniger Kilometer und weniger Geruch. Während Gunnar den Papierkram erledigte, packte ich schon mal unser Gepäck ins neue Fahrzeug und dann ging es auch schon los.
Gin aus Namibia
Wir kauften in Swakopmund noch für die nächsten Tage ein und machten uns dann auf die Suche nach einer ganz bestimmten Gin Manufaktur. In einer unserer letzten Lodges hatten wir den Stillhouse Gin getrunken. Das besondere an ihm ist unter anderem die !Nara Melone, was den Gin äußerst lecker macht. Das ! vor dem N bedeutet übrigens, dass man das N zusammen mit einem Schnalzen ausspricht. Versuch es mal. Ich glaube es muss aber auch ein bestimmtes Schnalzen sein, also nicht irgend eins. Die Manufactur „Stillhouse Atlantic“ befand sich in einem wirklich netten, kleinem Shopping Komplex, dem Kornblum Eastern Concepts, im Industriegebiet von Swakopmund und war für unser Navi gar nicht so einfach zu finden. Unseren Gin fanden wir dort aber schnell und gönnten uns dann auch noch einen kurzen Coffee-Break.
Fahrt durchs Damaraland
Von Swakopmund geht es nun zunächst auf der C34 immer an der Atlantikküste entlang, bis hinter Henties Bay der Abzweig auf die C35 Richtung Uis kommt. Zunächst erwartet uns eine sehr lange Baustelle, aber dann geht es auf den gewohnten Sandpisten ins Damaraland. Es gibt einige geologische Sehenswürdigkeiten hier zu finden, z.B. die 1.738m hohe Spitzkoppe, die auch scherzhaft das „Matterhorn Namibias“ genannt wird, oder den mit 2.573m höchsten Berg Namibias, den Brandberg bei Uis. Auch einzigartige Felsmalerreien sind in der Region zu finden. Mit Glück kann man hier auch einige der seltenen Wüstenelefanten zu Gesicht bekommen.
Wir haben von all dem nicht viel gesehen, da wir heute noch einiges an Strecke zu machen hatten, dennoch war die Fahrt sehr spannend und Abwechslungsreich. Wir gönnten uns zwar mal den ein oder anderen Abstecher in die sandigen Nebenstraßen, um vielleicht doch noch Elefanten zu sehen, was aber nicht von Erfolg gekrönt wurde. Was man hier aber häufiger sieht sind die Damara Frauen oder Kinder , die an den Straßen selbstgemachte Sachen oder Steine zum Verkauf anbieten.
Die Straßen wurden immer sandiger und unser neuer Wagen, der einiges mehr an helfender Elektronik an Bord hatte, versuchte uns mit zum Teil komischen und geräuschhaften Eingriffen in der Spur zu halten, was ihm letztendlich auch gelang. Wahrscheinlich war es aber nur das Können des Fahrers 😉
Damara Mopane Lodge
Am späten Nachmittag erreichten wir dann die Damara Mopane Lodge, unsere letzte Station vor dem Etosha National Park. Hier wohnt man in kleinen bunten Häuschen, die alle einen kleinen Garten haben, in dem zum Teil das Gemüse angepflanzt wird (bei uns allerdings nicht), welches dann in der Küche verwendet wird. In dieser Region scheint es auch jede Menge Nachtfalter zu geben, die nicht nur sehr groß sind, sondern auch sehr zutraulich, so dass man sie beim Essen, was natürlich im Außenbereich der Lodge stattfand, ständig verscheuchen musste. Es störte sie auch nicht sich einfach mal ins Essen zu setzen. Alles in Allem doch etwas lästig, aber wir sollten uns dran gewöhnen, denn mit den Tierchen werden wir auch die nächsten Tage noch zu tun haben. Zunächst freuten wir uns aber erstmal auf die ganz großen Tiere im Etosha Nationalpark, den wir ab morgen drei Tage lang besuchen werden.
Adressen
Kramersdorf Guesthouse
22°40’41.1″S 14°32’32.5″E
121 Libertina Amathila Ave, Swakopmund, Namibia
http://kramersdorfguesthouse.com
Kücki’s Pup
22 Tobias Hainyeko, Swakopmund, Namibia
https://kuckispub.com
Stillhouse Atlantic
Unit 5, Kornblum Eastern Concepts, 5. Einstein Street, Swakopmund, Namibia
https://www.stillhouseatlantic.com
Gondwana Damara Mopane Lodge
20°18’05.9″S 15°10’29.4″E
C39, Khorixas, Namibia
https://store.gondwana-collection.com/de/accommodation/damara-mopane-lodge
Tja, schon ’ne ziemlich spannende Sache, das mit der Himmelsmechanik! Den Wendekreis der Steinbocks durfte ich auch schon insgesamt dreimal überqueren, in Australien natürlich und komischerweise immer von Süden nach Norden! Und den nördlichen Polarkreis durfte ich auch schon zweimal bewundern… 😉
Sehr spannend aber auch euer Bericht; einen sehr abwechslungsreichen und teils eben nicht so erfreulichen Tag habt ihr da erlebt! Aber das kommt halt vor; wenn man auf Reisen ist, passiert halt immer irgendwas! Solange aber alles im Rahmen bleibt und niemand verletzt wird, ist es ja ein bisschen auch das „Salz in der Suppe“, oder…? 😉
Danke dir Wolfgang. Mit einer Reifenpanne haben wir auf unserer Tour schon gerechnet. Der Mitarbeiter der Autovermietung hatte uns am Flughafen bereit gesagt, das man bei einer so langen Tour wie wir sie vorhatten im Schnitt zwei Reifen schrottet.
Von daher sind wir damit auch relativ entspannt umgegangen. Auf anderen Reisen hatten wir ja schon Schlimmeres erlebt.
Sehr cooler Beitrag von euch beiden. Die Geschichte macht die Vorstellung einer öde Fahrt durch die „Wüste“ zu einem richtigen Lese-Erlebnis. Ein Glück habt ihr relativ schnell einen Ersatzwagen bekommen und viel wichtiger, es gab zwischendurch Burger!!!
Wir sind schon ganz gespannt auf den Etosha Nationalpark!
Ja, das mit den Burgern ist immer wichtig, vor allem wenn man die ganzen Tage davor immer „nur“ Oryx und Co. auf den Teller bekam (was nicht abwertend gemeint sein soll).