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Silvester in Sossusvlei

Sossusvlei
Lesezeit: ca. 7 Minuten

Last Updated on 11. Juli 2021 by Holger

Vielleicht klingt es vermessen, unsensibel oder einfach deplatziert, wenn ich in 2020 darüber schreibe wie und vor allem wo wir 2019 in das neue Jahr hinein gefeiert haben, wo die meisten diesen Jahreswechsel doch eher zuhause im kleinen Kreis feiern werden. Mag sein, schreibt uns eure Meinung dazu gerne in die Kommentare. Mit diesem Beitrag, soll unser Bericht über unsere Reise nach Südafrika und Namibia vom 08.12. 2019 bis zum 07.01.2020 endlich weitergehen.

Es war der letzte Tag des Jahres 2019. wir waren auf dem Weg zu einem weiteren Highlight Namibias, das bei keiner Rundreise fehlen sollte: die roten Dünen von Sossusvlei. Sossusvlei liegt im Namib-Naukluft-Nationalpark in der Namib-Wüste und beherbergt die größten Dünen der Welt. Die Dünen umschließen eine Salz-Ton-Pfanne, die nur in sehr regenreichen Jahren Wasser führt. Dann bildet sich in der Nähe der größten Düne namens „Big Daddy“ für kurze Zeit ein kleiner See, was auch erklärt, warum wir an dessen Rand dieses Schild fanden.

Sossusvlei
Bitte nicht vom „Beckenrand“ springen. Hier hat es aber seit Jahren schon nicht mehr geregnet

Silvester in Sossusvlei

Für zwei Tage hatten wir uns in der Gondwana Namib Dessert Lodge in eingebucht. Wie Heiligabend übernachteten wir wieder in einem komfortablen Camping2Go Zelt. Bis nach Sossusvlei, sind es ca. 125 Kilometer, für die man ungefähr 2 Stunden einrechnen muss, denn nach der Einfahrt zu den Dünen sind es noch mal ca. 60 Kilometer, die man nur mit 60 Km/h fahren darf. Das aber auf einer neuen, perfekt geteerten Straße. Man sollte sich aber daran halten. Die meisten taten es auch.

Die Sache mit dem Allrad-Fahrzeug

Wir hatten zwar einen Toyota Rav4 aber in unserem Fall hieß das leider nur, dass er 4 Räder hat, aber nicht, das diese auch alle gleichzeitig angetrieben werden können. Damit es hier für uns jetzt nicht allzu peinlich wird, behaupte ich einfach mal, dass wir das bewusst gemacht haben, in der Annahme, dass Bodenfreiheit, die der Rav4 ja hat ausreichen würde, Allrad aber nicht unbedingt Not tut, da wir ja nicht vorhatten durch tiefen Sand zu fahren.

Vor hatten wir das nicht, es kann aber durchaus mal vorkommen, wie jetzt zum Beispiel, wenn man in Sosussvlei direkt an die größte Düne heranfahren möchte. Der 5 Kilometer lange Weg vom Hauptparkplatz bis zum Dead Vlei wo Big Daddy liegt, darf nämlich nur mit Allrad-Fahrzeugen befahren werden. Zwar gibt es hier auch Shuttlefahrten mit Geländefahrzeugen, aber wir dachten uns, was sind schon fünf Kilometer? Wir haben doch zwei gesunde Füße, also Sonnencreme auf die Haut, Rucksack auf den Rücken und los marschiert.

Eins ist bei uns immer sicher, wenn wir solche Märsche machen (oder einen Berg besteigen wollen): Es ist gegen Mittag, es ist weit über 30 Grad, aber wir sind hochmotiviert. So stiefelten wir also durch den von den Allrad-Fahrzeugen durchwühlten Weg und wehrten jeden Versuch der Shuttle Fahrer ab, uns diese Idee aus dem Kopf zu schlagen („Das ist echt weit, ich mach euch auch einen Sonderpreis“). Natürlich wussten wir, dass es echt weit ist, aber das war jetzt auch egal, wir ziehen das durch. Irgendwann sahen wir in der Ferne eine Baumgruppe, an der zwei, drei Autos parkten. War es eine Fata Morgana oder war es unser Ziel? Egal, Hauptsache Schatten. Es war Letzteres und so ließen wir uns erstmal auf einer der Bänke nieder und tranken von unserem Wasser.

Durch die Dünen von Sossusvlei

Von unserem Schattenplatz beobachteten wir die wenigen Menschen, die so bekloppt waren wie wir, um die Mittagszeit im Sand zu spielen. Denn wenn die Luft schon 36/37°C hat, dann ist der Sand um einiges heißer. Da ist es gut das richtige Schuhwerk dabei zu haben, um sich die Füße nicht zu verbrennen. Also ich hatte ja meine Wanderschuhe an, Gunnar allerdings… aber seht selber:

Fast barfuß durch den Wüstensand
Fast barfuß durch den Wüstensand

Was ihn dazu bewegt hat, dass wusste er selber nicht so genau, aber es war manchmal schon etwas amüsant ihm beim Laufen zur Düne immer „heiß, heiß, heiß…“ sagen zu hören. Es ging aber nicht nur ihm so. Ein, wir vermuten mal italienisches, Instagram Babe in flatternden Gewand war lediglich mit leichten Sandaletten die wesentlich dünnere Sohlen hatten als Gunnars Latschen, beschuht. Sie machte die gleichen lustigen Geräusche wie Gunnar, kam dann aber auf die Idee, ein gerade aus den Dünen kommendes Pärchen auf ihre kleine Misere anzusprechen. Wie wir später von dem Pärchen erfuhren, fragte sie nach anderen Leihschuhen, die es für sie aber nicht gab. Stattdessen bekam sie von ihm ein paar dicke Wollsocken, die er in seinem Rucksack, warum auch immer, dabei hatte.

So geschützt blieben die beiden etwas länger in den Dünen als wir. Gunnar lief tapfer noch ein Stück weiter, um vom ausgetrockneten See mit seinen bizarren abgestorbenen Bäumen ein paar Fotos zu machen, war aber auch sichtlich erschöpft und kam dann auch bald zurück.

Ausgetrockneter See Sossusvlei
Gunnar Sossusvlei

Während ich auf ihn wartete, hatte ich als ich mich umdrehte, einen ganz kurzen Moment der Orientierungslosigkeit. Es war alles nur rot, nur Sand und ich kann mir gut vorstellen, wie es wäre sich in der Wüste zu verirren.

Privat Shuttle organisiert

Selbstverständlich fand ich schnell die Orientierung wieder. Gunnar war auch wieder zurück und so machten wir uns gemeinsam auf den Weg zur Oase mit dem Bäumen und der Bank. Das heute Silvester ist, hatten wir völlig verdrängt. Wir hatten Durst und Hunger und natürlich noch 5 Kilometer Rückmarsch vor uns.

An der Parkplatz Oase saß dann noch das Pärchen mit dem Sockenverleih, auf ihre italienische Kundin wartend. Sie sprachen deutsch und so kamen wir schnell ins Gespräch, wie es halt so in der Wüste ist. Ich witterte die Chance die 5 Km nicht zu fuß zurück gehen zu müssen und ließ ab und zu mal den Hinweis fallen, dass wir ohne unseren Wagen hier sind und noch etwas Strecke vor uns haben. Es kam wie es kommen sollte. Die beiden waren so lieb und nahmen uns bis zu unserem Auto mit.

Danach trennten sich unsere Wege, aber wir trafen die Beiden nochmal an einer anderen Düne, an die auch wir direkt heranfahren durften.

Sossusvlei Dune 45
Gunnar und unsere hilfsbereite Bekanntschaft auf der Dune 45
Gunnar Sossusvlei
Holger und Gunnar Sossusvlei
Schnell noch mal in die Kamera grinsen. Ein erfolgreicher Wüstentag liegt hinter uns.

Silvester-Party in der Wüste

Wie stellt man sich eine Silvester-Party in der Wüste vor? Wir dachten an ein Mehr-Gänge-Menü, flotte Musik und ein paar leckere Drinks. Pünktlich um 18:00 Uhr standen wir also frisch geduscht und feierlich dekoriert im Restaurant der Lodge mit reichlich Hunger auf der Matte, aber es waren noch keine Gäste da. Macht ja nix, dachten wir, so bleibt mehr für uns. Aber das Büfett war noch nicht aufgebaut. Von den freundlichen Mitarbeitenden erfuhren wir aber schnell, dass das Silvester-Dinner erst um 20:00 Uhr stattfindet und das es ein Braii sein wird, so wird im südlichen Afrika, das Barbecue genannt. Um Mitternacht sollen dann alle mit Champagner anstoßen und dann geht die wilde Tanzparty los.

Silvester in der Wüste
Silvester in der Wüste

Ok, alles klar, kein Ding. Also orderten wir erstmal Gin & Tonic und vertrieben uns so die Zeit bis zum Essen. Aus Einem wurden Zwei und so langsam füllte sich auch das Restaurant. Die Gäste waren gut drauf, aber keiner sah so silvestermäßig aus wie wir. Klar. Langsam war dann auch das Essen fertig und wir holten unser Fleisch samt Beilagen von der Grillstation ab. Es war ok, aber nicht ganz so lecker wie sonst.

Der „DJ“ waltete auch schon seines Amtes in dem er am Radio, so schien es, ab und an mal einen neuen Sender einstellte, wenn gerade Werbung kam, ansonsten kümmerte er sich um die weiblichen Gäste.

Für uns, war klar. Heute werden wir nicht alt, dafür war der Tag zu anstrengend. Wir waren uns aber sicher, dass wir in der Lodge auch nicht all zu viel verpassen würden, wenn wir nicht bis Mitternacht durchhalten. Also führen wir in unser kleines Zelt, welches Gunnar zuvor ein wenig dem Anlass entsprechend dekoriert hatte. Wir tranken noch eine Kleinigkeit, aber dann war für uns auch relativ schnell Schluss mit Silvester.

Unser für Silvester dekoriertes Safari-Zelt
Unser für Silvester dekoriertes Safari-Zelt

Adressen

Gondwana Namib Desert Lodge
24°06’59.1″S 15°54’18.6″E
Hardap Dam, Hardap 01, Hardap, Namibia
https://store.gondwana-collection.com/de/accommodation/namib-desert-lodge

Unseren Lesern, wünschen wir, dass sie heute angenehm in das neue, hoffentlich besseres Jahr 2021 reinkommen. Übertreibt es nicht und bleibt gesund.

5 Kommentare zu “Silvester in Sossusvlei

  1. […] Du willst noch mehr Namibia? Im Blog Travellers Delight kannst du lesen, wie Holger und Gunnar ihren Silvester in Sossusvlei […]

  2. Hallo ihr beiden!

    Die Au-Au-Au-Geräusche und das Rumgehüpfe auf heißem namibischen Sand kenne ich… auch wenn wir am frühen Vormittag schon an der Düne waren, der Sand erhitzt sich unglaublich schnell. Glücklicherweise hatte ich geschlossenes Schuhwerk an, nur um den Sand auszuklopfen mussten die Schuhe mal ab…

    Das Deadvlei ist faszinierend, insbesondere wenn man inmitten all dieser toten Bäume steht. Das ist so surreal – plötzlich sind andere Menschen weg und man ist scheinbar alleine auf der Welt, weil sich alles dort irgendwie verliert. Die Entfernungen wirken ganz anders, man meint, etwas ist sehr nahe und sieht dann die winzigen Ameisenmenschen hinter großen Baumstämmen verschwinden. Ein seltsamer Ort.

    Den Fehler mit fehlendem 4×4 Antrieb haben wir in Namibia auch gemacht. Gut, was heißt: „Fehler“. Frau wusste es besser, der Mann wollte nicht hören. Wir fanden uns Sand schaufelnd mitten im Nirgendwo wieder. Joah, auch wir hatten nicht vor, über Sand zu fahren, doch der Sand hatte andere Pläne mit uns und sprang uns vor die Hufe… was will man machen 🙂

    Liebe Grüße
    Kasia

    • Liebe Kasia,
      vielen Dank für deinen schönen Kommentar und die Erwähnung in deinem Blogbeitrag. Surreal beschreibt den Ort tatsächlich sehr gut und wir empfehlen Jeden, auch wenn es doch etwas anstrengend war, ihn unbedingt in die Reiseplanung mit aufzunehmen.
      Ich hab sogar unfreiwillig ein kleines Andenken aus Sossusvlei mitgebracht. Ich hatte an dem Tag helle Socken an und der Sand scheint ein wenig zu färben. Trotz waschen kann man jetzt immer noch die leichte rot-braune Verfärbung sehen 😊

  3. Ein schöner und sehr interessanter Bericht, Holger, und tolle Fotos! Ich wär‘ gern dabei gewesen, vor allem wegen dieses ganz besonderen Orts Sossusvlei, ahne aber, dass mir die Hitze möglicherweise wohl so einige Probleme bereitet hätte. Weil eure Planungen ja eigentlich immer perfekt sind, muss ich mir für die beiden Fauxpas (4WD und Gummilatschen) leider einen winzigen Minuspunkt notieren! Schade auch, dass ihr den tatsächlichen Jahreswechsel im Restaurant nicht mehr „miterleben“ konntet; vielleicht ging da ja doch noch die Luzie ab… 😉

    • Danke Wolfgang für den netten Kommentar. Du bist doch Australien erprobt, da müsstest du die Hitzen eigentlich gewohnt sein, bzw. dich schnell dran gewöhnen.
      Das mit dem Minuspunkt kann ich akzeptieren, allerdings nur für den fehlenden Allrad-Antrieb, denn eigentlich planen wir nie alles zu 100% durch. Wir lassen uns immer noch sehr viel Spielraum für spontane Ideen.

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