Last Updated on 7. Februar 2020 by Holger
Wir sitzen mal wieder am Flughafen. Es ist noch ziemlich früh und heute geht es mal nicht in den Süden, nein diesmal fliegen wir Richtung Norden. Das wir das noch nie gemacht haben, wird mir bewusst, als ich im Flieger nach unten schaue. Zumindest bilde ich mir ein das das irgendwie anders ausschaut als wenn man Richtung Süden fliegt.
Wir sind auf dem Weg nach Kopenhagen und von da aus geht es mit dem Zug ein kurzes Stück über den Öresund nach Hyllie, einem Stadtteil von Malmö. Zusammen mit ein paar andere Bloggern wurden wir von E.ON eingeladen, uns das Energie-Konzept von Hyllie einmal näher anzuschauen, denn dort passiert gerade etwas, was für unsere Zukunft sehr wichtig sein kann.
Malmö will bis 2020 klimaneutral sein und die weltweit führende Stadt was Nachhaltigkeit angeht. Bis 2030 will sich Malmö komplett mit erneuerbarer Energie versorgen. Damit dies möglich ist, ist Mut, Experimentierfreude und sehr viel Pioniergeist notwendig. Hyllie ist ein sehr neuer Stadtteil, die Gebäude sind sehr modern und wenn man sie von oben betrachtet, wird einem bewusst, dass hier vieles anders ist als anderswo. Die meisten Dächer sind bewachsen und Hyllie hat sich zum Ziel gesetzt auf jedem Dach der Stadt Solar-, bzw. Photovoltaik-Anlagen zu installieren, denn man setzt hier stark auf dezentrale Stromversorgung.
Da wir etwas früher in Hyllie angekommen sind, hatten wir noch etwas Zeit zum bummeln und auch einen leichten Hunger. So taten wir das, was wir meistens in einer solchen Situation tun, wir suchen uns eine Mall und schauen was es so gibt. Das riesige Einkaufscenter bietet alles was man so braucht. Nach Shopping und einem leckeren Curry stiegen wir dem Emporia aufs Dach und fanden eine grüne Landschaft mit tollem Ausblick.
Am Nachmittag trafen wir uns dann alle mit unseren Gastgebern im ebenfalls nachhaltig betriebenen Quality Hotel View. An der Bar sprachen wir gemeinsam mit E.ON-Vorstand Leonard Birnbaum über das, was E.ON als Energie-Versorger und die Stadt Malmö hier in Hyllie gerade aufbauen und was wir uns am nächsten Tag genauer anschauen werden.
Nach dem Essen ging es nach Malmö zu einer Elektrobot-Fahrt die einmal um den Stadtkern herum führte. Wer noch nie mit einem Elektroboot gefahren ist, oder glaubt das es langweilig sei, weil es nicht laut knattert, sollte es einmal selber ausprobieren. Das ist echt sehr entspannend und gar nicht langweilig. Das liegt aber natürlich auch an der abwechslungsreichen Kulisse und den tollen Erklärungen unserer sympathischen Stadtführerin. Die Boote kann man aber mieten und auch selber fahren.
Zum Abschluss des Tages gab es einen Cocktail mit Aussicht. Die Skajbar in der obersten Etage des Malmö Arena Hotels bietet besonders am Abend eine unglaublichen Blick auf Hyllie und die Öresundbrücke.
smarte intelligente Energieversorgung
Am nächsten Tag erwartetet uns ein spannendes Programm bei dem wir mit den Elektro BMWs von E.ON an verschiedenen Stationen in Hyllie erfuhren, wie man es schaffen will, die gesetzten Ziele bis 2020 bzw. 2030 zu erreichen. Hast du jemals auf einem Gründach gestanden? Solltest du mal tun. Es fühlt sich an als wenn du auf Wolken gehst. Wir hatten die Chance auf dem Dach des Schwimmbades die Photovoltaik-Anlage zu besichtigen. Das reicht zwar nicht, um den Strombedarf des Schwimmbades zu decken, aber man tut hier so Einiges, um das Bad so effizient wie möglich zu betreiben. Dass das nicht einfach ist, kann sich jeder vorstellen, denn das Wasser muss beheizt und gereinigt werden. Auch die Luft muss beheizt werden. Ventilation, Duschen, Saunen sind auch nicht gerade sparsam. Aber durch moderne Konzepte und unkonventionelle Ideen, wie z.B. die Wärmerückgewinnung aus dem benutzten Duschwasser, kann viel gespart werden.
smart Grids für intelligente Stromverteilung
Wer die oben beschriebenen Ziele verfolgt muss die Energie-Versorgung neu erfinden. Wenn jedes Gebäude Energielieferant und zugleich auch Abnehmer ist, dann muss der Energieversorger wissen wo wieviel erzeugt und wo wieviel benötigt wird. Die Steuerung übernehmen intelligente Stromnetze, so genannte Smart-Grids, um Bedarfe zu erkennen und Stromschwankungen auszugleichen. Weitere klimaneutrale Energie liefert auch der im Öresund liegende Windpark.
E-Mobilität
Wer Hyllie mit dem Elektro-Auto besuchen will, der findet hier in jedem Parkhaus Lademöglichkeiten und auch auf öffentlichen Parkplätzen finden sich Solarbetriebene Ladestationen. Viele Busse fahren in Hyllie und in Malmö bereits elektrisch. Auch für die Bevölkerung soll die Elektrifizierung schmackhaft gemacht werden.
Was ist mit Deutschland?
Warum ist sowas nicht in Deutschland möglich? Wir sind zwar Weltmeister im Mülltrennen, aber darauf sollten wir uns nicht ausruhen. Die Umwelt kränkelt schon lange und wir müssen unsere zum teil veralteten Energie-Konzepte überdenken. Wir können dich aber beruhigen. Das geschieht auch schon in Deutschland, aber man ist leider noch nicht so weit wie in Schweden. Zu viele Wenn und Abers statt einfach mal zu machen. Aber wenn wir den Atomausstieg schaffen, dann schaffen wir sicherlich auch bald unsere Städte klimaneutral zu versorgen.
Für uns war dies eine ungewöhnliche, aber auch sehr spannende Reise, die zum Nachdenken angeregt hat. Wir haben nur diese eine wunderschöne Erde und wir sollten sie schützen. Die Konzepte dafür sind schon da.
Ein Artikel über Nachhaltigkeit beginnend mit „Wir sitzen mal wieder am Flughafen“ und „…. Heute geht es mal nicht in den Süden, nein, wir fliegen Richtung Norden“. – – – – ?
Blöder geht es nicht, oder? Tja, warum ist Deutschland / sind wir noch nicht weiter? Weil der/die Einzelne noch nicht weiter ist, – oft genug selbst der, der über das Thema schwafelt. Tipp: Malmö ist wunderbar nachhaltig mit der Bahn zu erreichen! ….Wäre doch mal ein Artikel für Sie, nachhaltiges Reisen, oder?
Hallo Birgit, ja du hast recht, dass klingt ein wenig merkwürdig, blöd würde ich das aber nicht nennen. Wenn du Vormittags in Malmö einen Termin hast, dann ist das Flugzeug das Mittel der Wahl. Alle anderen Verkehrsmittel würden bedeuten am Vortag anzureisen oder über Nacht zu fahren und dann sehr unausgeschlafen in Schweden anzukommen. Das Flugzeug braucht 50 Minuten, mit dem Auto bin ich 5 bis 6 Stunden unterwegs und mit der Bahn (was immer Bahn und Bus bedeutet) sind es von unserer Haustür bis nach Malmö zwischen 10 und 12 Stunden inkl. 4 bis 5 Mal umsteigen an zugigen Bahnhöfen. Zudem sind die Bahnen in Dänemark oft dieselbetrieben. Macht das in deinen Augen wirklich Sinn? Wenn wir alle Zeit der Welt hätten, dann hätten wir wahrscheinlich ein anderes Verkehrsmittel gewählt.
Aber mal genug der Rechtfertigung. Wer uns kennt, der weiß dass wir sehr wohl auf Nachhaltigkeit in allen Bereichen unseres Alltages achten, aber immer ist es leider nicht möglich.