Last Updated on 11. Juli 2021 by Holger
Auf unserem Rückweg von Kolmanskop bzw. Lüderitz öffnet sich auf der linken Seite eine weite Ebene in der die Mittagssonne die heiße Luft über dem Boden wabern lässt: Wir sind „in“ Garub. Garub ist keine Stadt, sondern mittlerweile nur noch eine Flecken Land mit einer Wasserstelle etwas abseits der B4 zwischen Lüderitz und Aus. Die Besucher der Wasserstelle sind die eigentliche Attraktion hier, wo sonst gar nichts ist: die Wildpferde von Garub.
Wer diese anmutigen, stolzen und wilden Tiere sieht, wie sie spielerisch aber kraftstrotzend ihr Wasserloch besuchen und kurz darauf wieder von dannen ziehen, stellt sich unweigerlich die Frage, wo diese Pferde ihren Ursprung haben.
Es gibt verschiedene Theorien zu den Vorfahren, der verwilderten Pferde, die seit hundert Jahren den im Sommer bis auf 45°C ansteigenden Temperaturen trotzen und mit ihrem unbändigen Überlebenswillen in dieser kargen Landschaft immer wieder etwas zu fressen finden.
Zunächst vermutete man, dass es sich bei ihren Vorfahren um die Pferde der ehemaligen deutschen Schutztruppen handeln könnte. Mittlerweile geht man aber davon aus, dass der größte Teil der Pferde von deren Gegnern, der südafrikanischen Armee gewesen sein müssen, die nach einem Fliegerangriff flüchteten und sich in alle Himmelsrichtungen verstreut hatten. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914, verbündeten sich die südafrikanischen Truppen mit den Engländern und marschierten in das damals von den Deutschen kontrollierte Deutsch-Südwestafrika ein. Nach erbitterten Kämpfen kapitulierten die deutschen Schutztruppen letztendlich 1915 gegen die Übermacht. Das Ende der Kolonialzeit im heutigen Namibia und der Abzug der Schutztruppen. Ihre Armee-Pferde ließen sie jedoch zurück.
Man sollte meinen, dass dies auch das Todesurteil für die Pferde war, aber ganz im Gegenteil. Was die Menschen nicht schafften, war für sie ein Leichtes. Sie fanden Nahrung in der Wüste und Wasser an der Versorgungsstelle für die Dampfloks die hier damals verkehrten, der heutigen Wasserstelle von Garub. Unabhängig wie sie jetzt waren, verbrüderten sich die südafrikanischen und deutschen Pferde miteinander und taten das, was Pferde halt manchmal so tun. Dies belegen zumindest Untersuchungen des Erbgutes ihrer Nachkommen. Überlebt haben die Pferde auch durch zwei, wegen der Diamantenfunde eingerichteten riesigen Sperrgebiete, in denen sich nur selten ein Mensch verirrte und die Pferde so ihre Ruhe hatten.
Die Population der Tiere schwankte über die Jahre zwischen 100 und 350. Grund sind u.A. einige Dürren, denn ein Pferd braucht pro Tag etwa 7 Kg Gras um zu überleben und das sprießt in dieser Landschaft nur, wenn es ab und zu auch mal regnet. Leicht hatten die Pferde es nie, aber ihr Drang zu überleben und das Wasserloch von Garub sorgen dafür, dass wir hoffentlich noch lange die Wildpferde von Garub bewundern dürfen.
Man muss kein ausgesprochene Pferdefreund sein, um von ihrer Geschichte eingefangen zu werden. Es reicht einfach nur eine Begegnung.
Adressen
Garub
26°35’04.5″S 15°56’43.0″E
Namib Naukluft Park, Karas, Namibia
Interessante Geschichte!