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Übernachten im „Museumsdorf“ Lærdal

Blick auf Flåm am Aurlandsfjord
Lesezeit: ca. 5 Minuten

Nordkap-Roadtrip – Tag 4

Heute hieß es Abschied nehmen von Bergen. Die Stadt lag am Morgen unter einer dichten Wolkendecke, aus der es mal mehr, mal weniger stark tröpfelte. Für uns als Hamburger Jungs nichts Besonderes – wir fühlten uns fast ein bisschen wie zuhause. Und außerdem: Im Auto sitzt man ja trocken.

Ladestopp in Voss & ein ungeplanter Aussichtspunkt

Nach einer entspannten Fahrt machten wir in Voss Halt, um unser Auto für schlappe 22 Cent pro kWh zu laden – ein kleiner Preis, wenn man bedenkt, dass wir zuhause privat fast ein Drittel mehr zahlen.

Während das Auto fröhlich Strom zog, entdeckte Gunnar auf dem Navi einen Aussichtspunkt, der gar nicht auf unserer Liste stand: das Stalheim Hotel. Es thront oberhalb einer alten Serpentinenstraße, die heute für den Autoverkehr gesperrt ist. Von dort aus hat man, wenn man ein bisschen mutig ist und den offiziellen Aussichtspunkt verlässt, einen grandiosen Blick auf den Stalheimsfossen – einen mächtigen Wasserfall, der sich direkt neben einer Tunneleinfahrt in die Tiefe stürzt. Die stillgelegte Serpentinenstraße selbst ist mit ihren engen Kurven auch ein echter Hingucker.

Abenteuer am Stegastein Lookout

Nächstes Ziel: der berühmte Stegastein Lookout. Diese Aussichtsplattform liegt 650 Meter über dem Aurlandsfjord und ragt wie ein Sprungbrett aus dem Felsen. Der Weg dorthin war fast schon spannender als der Aussichtspunkt selbst: eine einspurige Straße, die sich steil nach oben windet. An jeder Ausweichbucht hieß es: tief durchatmen und abwarten, ob der Gegenverkehr vorbeikommt. Besonders „lustig“ wird es, wenn oben auch noch Reisebusse unterwegs sind – und davon gab es heute reichlich, da in Flåm gerade ein Kreuzfahrtschiff lag (siehe oben).

Oben angekommen erwartete uns – welch Überraschung – ein überfüllter Parkplatz. Der Lookout selbst war semi-beeindruckend, denn durch die vielen Menschen kam man gar nicht richtig nach vorn. Macht aber nichts: Ein Stückchen weiter unten entdeckten wir einen fast menschenleeren Aussichtspunkt. Von dort hat man nicht nur einen tollen Blick über den Fjord, sondern kann sogar bis nach Flåm hinübersehen. Unser Tipp: lieber dort hin – viel entspannter und mindestens genauso schön.

Kaffeepause bei Marianne

Nach all der Serpentinen-Action gönnten wir uns unten in Aurlandsvangen eine Pause. Im Marianne Bakeri & Kafe, einem kleinen, gemütlichen Café, gab es richtig guten Kaffee und hausgemachten Kuchen. Perfekt für neue Energie – und definitiv ein Geheimtipp, den wir weitergeben möchten!

Durch den längsten Tunnel der Welt

Frisch gestärkt ging es weiter – hinein in den Lærdalstunnel. Mit 24,51 Kilometern ist er der längste Straßentunnel der Welt. Wer glaubt, 20 Minuten geradeaus im Tunnel wären langweilig, hat die drei riesigen, blau beleuchteten „Hallenkammern“ noch nicht gesehen, die hier eingebaut wurden, um die Fahrt abwechslungsreicher zu machen. Ein bisschen wie ein Sci-Fi-Set unter der Erde.

Ankunft im Museumsdorf

Am späten Nachmittag erreichten wir Lærdal. Unser heutiges Ziel war ein ganz besonderes: eine Übernachtung in einem Haus aus den 1850er-Jahren, mitten in der Altstadt. Lærdals Altstadt, Gamle Lærdalsøyri, sieht wirklich aus wie ein Museumsdorf. Über 150 alte Holzhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert reihen sich hier aneinander, viele davon wunderschön restauriert. Man spaziert durch die Gassen und hat das Gefühl, die Zeit sei stehen geblieben.

Unser Quartier war innen fast noch uriger als von außen. Der freundliche Hausherr begrüßte uns, und nachdem wir eingecheckt hatten, hieß es: Reisetaschen die steile, enge Holztreppe hinaufwuchten. Das Zimmer selbst erinnerte an Omas gute Stube – mit antiken Möbeln, Tapeten und einem riesigen Bett mitten im Raum. Zugegeben, nicht ganz unser Stil, aber man merkte sofort, dass hier mit viel Liebe zum Detail gearbeitet wurde. Alles soll sich so anfühlen, als wäre man in eine andere Zeit versetzt worden – und genau das klappte erstaunlich gut.

Abendessen mit Benzingeruch

Zum Abendessen gingen wir in ein Gasthaus gleich um die Ecke. Hier haben die Betreiber eine Leidenschaft für Motorsport – überall hingen Bilder und Erinnerungsstücke, und regelmäßig finden hier auch Veranstaltungen und Treffen statt. Wir entschieden uns für eine gigantische Pizza, die uns beide satt und zufrieden machte.

Zurück in „Omas guter Stube“ beendeten wir den Abend ruhig, die alten Holzdielen knarrten unter unseren Schritten, draußen war es still. Ein ungewöhnliches, aber sehr charmantes Erlebnis. Genau solche Nächte machen einen Roadtrip so besonders.

Fahrstrecke Tag 4:
240 km | ca. 3,5 Std. Fahrt

Ladepause
5. Supercharger Voss Handelshus – 40,22 KW


Im nächsten Teil: Von Lærdal aus tauchen wir noch tiefer ins Fjordland ein: schmale Straßen, Haarnadelkurven, Wasserfälle, die direkt neben der Fahrbahn tosen – und dann dieser Moment, wenn sich der Geirangerfjord plötzlich vor unseren Füßen ähh Reifen öffnet. 

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