Last Updated on 11. Juli 2021 by Holger
Wie so oft wachten wir vor dem Weckerklingeln auf, das ist nicht nur zuhause so, sondern auch im Urlaub. Als ich heute die Augen aufschlug, realisierte ich das Heiligabend war. Wir waren zwar schon zwei Mal über Silvester verreist, aber nie über Weihnachten. Und heute wird es in die Wüste gehen, in die Kalahari. Dort werden wir zwei Nächte in der Gondwana Kalahari Anib Lodge verbringen. Wir sind sehr gespannt wie sich Weihnachten, fernab der Heimat in einer riesengroßen Sandkiste anfühlt. Und natürlich auch was es dort festliches zu Essen geben wird.
Das Frühstück im Hilton gefiel uns nicht wirklich gut, deshalb machten wir uns auch schnell auf den Weg. Bevor wir uns ins Wüsten-Abenteuer stürzten, suchten wir noch die Shopping Mall auf, in der wir gestern schon gewesen sind. Ein paar Snacks, Wein und Wasser kaufen. Und einen Lufterfrischer gegen den Werkstattgeruch unseres Autos. Wir fuhren in die „The Grove Mall of Namibia“, die nach eigenen Angaben größte Shopping Mall Afrikas, außerhalb Südafrikas. Die ist auch wirklich sehr schön und man bekommt da tatsächlich fast alles, außer den besagten Lufterfrischer.
Nachdem wir unseren Kofferraum mit ausreichend Wasser, Wein, Chips und Nüssen für die nächsten Tage beladen hatten, gaben wir unser heutiges Ziel ins Navi ein. Circa 280 Kilometer hatten wir zu fahren. Es ging über Rehoboth Richtung Mariental. Da die Lodge aber nicht direkt in Mariental liegt, sondern etwas Abseits davor, verließen wir vor Rehoboth die (asphaltierte) B1 und fuhren auf der C25 weiter Richtung Uhlenhorst. Direkt nach dem Abbiegen ging es auf einer typisch namibischen Schotterpiste weiter. Cool dachten wir uns, waren wir doch fast schon ein wenig enttäuscht gewesen, bis hierhin auf einer geteerten Straße fahren zu müssen. Natürlich hielten wir erstmal an, um ein Beweisfoto zu schießen. Außerdem werden wir unseren Wagen nie wieder so weiß ablichten können, nichtsahnend, dass wir nächste Woche sowieso einen ganz anderen Wagen fahren würden…
Auf dem Weg zu unserem ersten Etappenziel, kamen wir sogar nicht nur durch Uhlenhorst, sondern auch an einem deutsches Ortsschild von Jena vorbei. Zuerst nahmen wir an, dass es ein Scherz eines deutschen Ein- bzw. Auswanderers sei, da wir den Ort weder bei Google Maps, noch in unserer Straßenkarte fanden. Nach meiner Recherche stellte sich aber heraus, dass Jena ein Farm ist und zwar die, auf der Leonie von Hase, die Miss Germany 2020, aufgewachsen ist. Die Welt ist so klein. Aus dem grauen Sand, wurde langsam roter Sand und vor uns lief auf der Straße ein ziemlich abgemagertes Pferd. Wahrscheinlich ein Wildpferd auf der Suche nach der nächsten Wasserstelle. Langsam fuhren wir daran vorbei. Es nahm nicht wirklich Kenntnis von uns. Es tat uns etwas leid, als es im Rückspiegel immer kleiner wurde. Hoffentlich findet es was zu trinken und essen.
Fahren auf Schotterpisten
Auch andere Tiere sahen wir auf unserem Weg. Eine Herde Oryx-Anthilopen und ein paar Gnus. Unser Navi kannte sich gut aus hier. In Uhlenhorst bogen wir rechts auf die C15 und vor Hoachanas ebenfalls rechts auf die C21, um kurz danach wieder links auf die D1268 abzubiegen. Darauf blieben wir eine Weile und im Rückspiegel staubte es mächtig. Die Piste war schon ziemlich ausgefahren; sie war wellig wie ein Waschbrett. Auf einer solchen Straße macht es überhaupt keinen Sinn zu versuchen langsam zu fahren. Es ist ein Irrglaube, das man so das Auto schont. Je langsamer man fährt, desto mehr wird man durchgeschüttelt, das ist weder für den Wagen, noch für den Rücken angenehm. Also sollte man Gas geben, wenn die Straße und die Situation es zulassen. Zwischen 80 und 100 Km/h sind eine guter Wert. Der Wagen „fliegt“ dann quasi über die Querrillen. Bei der Geschwindigkeit ist dann aber auf alles was auf der Straße liegt zu achten, was auf die Dauer ganz schon auf die Augen geht und auch ermüdend sein kann, aber große oder Spitze Steine, können den Reifen besonders gefährlich werden. Und sollte mal Jemand vor dir fahren, halte ausreichend Abstand, sonst fährst du blind und bist heftigem Steinschlag ausgesetzt oder überhol einfach.
Die Gondwana Kalahari Anib Lodge
So gesehen war unser erster Wüstenfahrtag doch schon sehr lehrreich für uns, zumindest was das Fahren anging. Am Ende der D1268 wollte unser Navi noch einmal links abbiegen auf die C20. Jetzt hatten wir wieder Asphalt unter den Gummis, aber nur für ein paar Minuten. Dann sahen wir auf der linken Seite die Einfahrt zur Gondwana Kalahari Anib Lodge. Dort am Tor registrierten wir uns kurz und durften dann weiterfahren. Da die Einfahrt zur Lodge eine Sandpiste war, nur mit 30 Km/h. Da sie fast 3 Kilometer lang war, dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis wir die schöne Anlage der Lodge sahen. Wie eine kleine Oase in der Wüste stand dort das reetgedeckte Hauptgebäude mit großen Bäumen drumrum, die hier aus Mangel an Wasser eher ein seltener Anblick sind.
Wir parkten unseren mittlerweile optisch gut an den roten Wüstensand angepassten SUV und gingen direkt zur Rezeption. Wir wurden sehr freundlich mit einem Begrüßungsdrink empfangen. Da wir ein Camping2Go Zelt für die nächsten zwei Nächte gebucht hatten, erklärte man uns das diese ein paar hundert Meter entfernt von der Lodge stehen, wir aber natürlich alles was die Lodge zu bieten hat nutzen könnten. Also Bar, Pool, Restaurant etc.. Wir bestellten auch gleich für die nächsten beiden Abende einen Tisch im Restaurant. In der Regel gibt es in den Lodges ein Buffet Menü, meistens bestehend aus 4 Gängen. Da die Lodges oft sehr abgelegen sind, sollte man das Angebot dort zu essen gerne annehmen. Das Essen ist fast immer regional, frisch zubereitet und wirklich gut. Es ist zwar sehr fleischlastig, aber auch Vegetarier kommen auf ihre Kosten.
Wir freuten uns schon auf unser Abendessen, denn heute war ja Heiligabend. Zunächst aber fuhren wir mal zu unserem Zelt und waren sehr erstaunt wie groß und komfortabel es war. Mit der großen überdachten Terrasse, auf der sich die Outdoorküche befand, standen uns 40 Quadratmeter zum wohnen zur Verfügung. Hinzu kam noch der Parkplatz direkt am Zelt und ein eigener Grill-Platz. Im Zelt waren ein Doppelbett und zwei Einzelbetten und ein großes Bad. Das Ganze wirkte sehr gemütlich. Bis zum Abendessen war es noch etwas Zeit und so richteten wir uns erstmal ein wenig ein und legten dann die Füße hoch.
Heiligabend mal ganz anders
Natürlich waren wir mal wieder fast die Ersten, als wir im Restaurant der Lodge eintrafen. Aber so hatten wir freie Wahl was die Tische angeht. Wir suchten uns einen Platz am Fenster, mit Blick in die Savanne aus. Wir waren ganz froh, als der Kellner die große Glasfront an der wir saßen komplett öffnete, denn trotz der Deckenventilatoren war es noch ganz schön warm. Da es aber etwas nach Regen aussah, wollten wir lieber nicht draußen sitzen. Aber so war es perfekt. Das Restaurant war total gemütlich eingerichtet, sogar ein wenig weihnachtlich. Die Jungs und Mädels die den Service machten, waren auch weihnachtlich dekoriert und sahen aus wie kleine Elfen. Wir waren amüsiert darüber. Die wiederum fanden unseren kleinen LED Weihnachtsbaum den uns Gunnars Tante noch mitgegeben hatte richtig cool.
Überraschung nach dem Hauptgang
Unser Hauptgang war Oryx. Waren das etwa die Jungs, die wir vorhin noch gesehen hatten? Egal, es war ziemlich lecker. Oryx und auch fast alles andere Fleischige was hier so auf die Teller kommt ist „Game“, also Wild. Geschmacklich aber nicht mit unserem Wild zu vergleichen. Oryx zum Beispiel, schmeckt fast wie Rind und hat auch eine ähnliche Textur, ist also relativ zart.
Nachdem ich also den ersten Oryx meines Lebens verspeist hatte, schaute ich so aus dem Fenster, denn auch dort liefen ein paar Tiere herum und als ich mich wieder umdrehte, lag ein kleines, hübsch verpacktes Päckchen auf meinem Tisch. Ich war etwas verdutzt und schaute auf Gunnars Platz. Da lag nichts. Hmmm. Nach ein paar Sekunden schnallte ich dann, dass Gunnar mir das hingelegt hatte und das nach dem Hauptgang ja traditionell Bescherung ist. Jetzt war mir auch klar, warum er sich vorhin nicht davon abbringen lies, seinen Rucksack mit ins Restaurant zu nehmen, anstatt ihn wie ich im Auto zu lassen. Eigentlich wollten wir uns nichts schenken, bzw. die Reise war das Geschenk und was sowas angeht, halte ich mich auch immer an solche Abmachungen, aber Gunnar ist da halt für eine Überraschung gut. Er hatte sogar noch weitere Weihnachtsdeko dabei!
Wow, das war ein schöner, zweiter Tag in Namibia und ein toller, ungewöhnlicher Heiligabend. So kann es weitergehen.
Weihnachten in der Kalahari Wüste
Die Nacht in unserem Zelt war sehr angenehm. Die Betten waren super bequem und wir hatten keine ungebetenen Gäste in der Nacht. Nicht mal eine Ameise war im Zelt, was verwunderlich war, denn draußen in der Küchenzeile liefen einige davon rum und die sahen etwas anders aus, als unsere heimischen Exemplare. Hier waren das eher Ninja-Ameisen.
Einmal bin ich in der Nacht kurz aufgeschreckt, weil ich draußen ein klapperndes Geräusch hörte. Es stellte sich heraus, dass es nur eine Windböe war, die die Zeltwand gegen eine der Zeltstangen schlagen ließ. Gunnar razte dafür wie ein Stein. Durch die Fliegengitter unserer Zeltfenster, sah ich wie die Sonne langsam aufwachte und am Horizont empor stieg. Es war der erste Weihnachtstag. Boxingday in Namibia, wie in vielen anderen Ländern auch. Also der Tag, an dem es die Geschenke gab. Ich hatte meins ja bereits bekommen, aber die Kinder unserer Nachbarn, waren sicherlich schon ganz aufgeregt. Wir waren natürlich nicht das einzige Zelt hier draußen. In dieser Lodge gab es insgesamt vier davon, die aber weit voneinander entfernt standen.
Heute hatten wir nicht viel vor. Erstmal Frühstücken. Wir schnappten uns unseren kleinen LED Weihnachtsbaum und fuhren in die Lodge zu unseren Elfen. Das Frühstück war im Preis inbegriffen und wirklich sehr gut und reichlich. Danach fuhren wir ins 10 Kilometer entfernte Mariental. Das kleine Dorf ist nur ein Durchgangsort und hat keine nennenswerten Sehenswürdigkeiten. Außerdem war der 1. Weihnachtstag und da haben auch in Namibia die meisten Geschäfte geschlossen. Die Tankstelle hatte aber auf und unser Tank war halb leer.
Hier mal wieder ein guter Tipp: Wenn der Tank halb leer ist sollte man tanken. Übrigens auch wenn er halb voll ist, denn man weis nie, wann sich auf den weiten Entfernungen wieder eine Gelegenheit ergibt.
Shopping in Mariental
Wir nahmen sie war und fanden im Tankshop sogar noch den Lufterfrischer, nach dem wir gesucht haben. Ja, es sollte ein ganz bestimmter sein. Bis ich ihm Gunnar zeigte wusste er auch nicht, welchen genau ich meinte und warum es unbedingt der sein musste. Ich hatte ihn in Kapstadt in einem Uber gesehen, und fand den irgendwie cool. Es sollte halt einfach kein schnöder Wunderbaum mit Vanilleduft sein. Ich habe leider kein Foto davon gemacht, aber ich versuch das gute Stück mal zu beschreiben.
Es war ein kleines rundes Fläschchen mit der duftenden Flüssigkeit drin. Verschlossen war es mit einem ebenfalls runden aber etwas kleineren Verschluss mit einem horizontalem Loch. Durch dieses Loch war ein dickes, sauffähiges Band geführt. Es sah aus wie ein überdimensionierter Schnürsenkel. Zunächst musste man aber das Fläschchen öffnen und ein Plastiksiegel entfernen. Was für ein Duft… Dann wurde die Flasche wieder zugedreht und mit dem Schnürsenkel am Rückspiegel befestigt. Jetzt, so stand es in der Gebrauchsanweisung, sollte man die Flasche zwei Sekunden über Kopf halten, so das der Schnürsenkel mit den Raumduft getränkt wurde. Eine frische Meeresbrise machte sich sodann in unserem Toyota breit. Wie weggeblasen war der Werkstattgeruch. Ein guter Kauf.
Ja ok, entschuldige bitte das ich dir unseren Einkauf an der Tankstelle so ausgiebig beschreibe, aber mehr hatte Mariental uns beim besten Willen nicht geboten, vom vollen Tank mal abgesehen. Deshalb fuhren wir kurzentschlossen zum nahegelegenen Hardap-Stausee, der durch den Fishriver gespeist wird und in der Hardap Region für die Wasserversorgung, vor allem in der Landwirtschaft sorgt. Auf die 862 Meter lange Staumauer durften wir nicht rauf, aber wir hielten kurz bei einem Schwimmbad im Hardap-Erholungsgebiet an und schauten uns die etwas unwirkliche Umgebung etwas genauer an.
Es sah nicht wirklich einladend aus. Nagut, sagten wir uns, also zurück in die Lodge und den Weihnachts-Nachmittag in der Sonne am Pool mit einem kühlen Getränk verbringen. Hatten wir so auch noch nie. Morgen wird’s spannender.
Adressen
The Grove Mall of Namibia
Chasie Street, Windhoek, Namibia
https://thegrovemallofnamibia.com
Gondwana Kalahari Anib Lodge
01 Mariental, Mariental, Namibia
(Besser einfach den Namen der Lodge ins Navi eingeben)
https://store.gondwana-collection.com/de/accommodation/kalahari-anib-lodge
Ein sehr schöner Bericht, Holger! Ja, Weihnachten an einem so exotischen Ort zu verbringen, ist sicherlich schon eigenartig, aber eben auch sehr interessant, finde ich! Ich erinnerte mich sofort an „unser“ Weihnachten im australischen Outback 2007, da war es ähnlich „komisch“! Euer „Zelt“ würde mir auch gut gefallen, die Lodge natürlich sowieso! Gut, dass ihr sogar noch eure eigene Deko dabei hattet; ich musste nur kurz überlegen, wer denn wohl Gunnars Tante sein könnte… 😉 Bin gespannt, wie es weitergeht!
Die Tante von Gunnar ist die Mutter von Gunnars Cousin und die Frau von deinem Bruder 😉