Last Updated on 7. Februar 2020 by Holger
Heute haben wir erstmal richtig ausgeschlafen, denn wir mussten ja nicht weiterfahren, sondern hatten noch einen Tag in Zion. Als der Wecker wie immer um Sieben klingelte, meinte ich nur “Och, noch ‘ne Viertelstunde”. Zwei Stunden später wachten wir wieder auf. Das war aber nicht weiter schlimm, denn wir hatten noch einiges vor heute und so ein wenig mehr Schlaf ist da bestimmt nicht schlecht.
Unser Campingplatz hatte keine Duschen und so mussten wir heute das erste Mal die im Wagen benutzen. Wie schon erwähnt, war die nur ca. 50 x 50 cm groß, und darin war nicht nur auch noch das Waschbecken, sondern sogar auch die Toilette. Viel Bewegungsfreiheit hatten wir also nicht, und ich konnte darin nur stehen, weil dort ein kleines Kuppelfenster drin war. Durch das konnte man aber ganz toll die Berge um uns herum sehen.
Nach dem Frühstück gingen wir zum Visitor Center und enterten einen der Busse. Circa 45 Minuten brauchte der zum “Temple of Sinawawa”. Jetzt mussten wir noch eine Meile zu Fuß gehen, bis der Weg zuende war und wir an der Treppe angekommen waren, wo wir gestern schon mal standen. Es war noch relativ leer hier, was uns freute.
Für uns war der Weg aber nicht zu Ende, sondern ging noch ca. zwei Meilen weiter. Vor unseren Füßen lag der Virgin River und das war der Weg. Die Schlucht, durch die der Virgin fließt, nennt sich Narrows, weil sie sich, je weiter man flussaufwärts geht, immer weiter verengt. Wir suchten uns erstmal einen der bereitliegenden “Wanderstöcke” aus und wagten den ersten Schritt ins eiskalte Wasser. Obwohl wir unsere Nikes an hatten, oder vielleicht gerade deswegen, war es schon ein merkwürdiges Gefühl. Festes Schuhzeug ist hier übrigens sehr wichtig. Der Fluss fließt relativ schnell und der Untergrund ist mit großen, teilweise sehr rutschigen Steinen übersäht. Über die, die sich hier barfuß oder in Sandalen reinwagten, konnten wir nur müde lächeln. Am Anfang ist die Schlucht aber noch recht breit und links und rechts gibt es auch mal trockene Stellen. Es ist zuerst recht unangenehm, mit den völlig durchnässten Turnschuhen wieder ins Trockene zu gehen, aber auch daran gewöhnt man sich schnell. Später ist man dann die ganze Zeit im Wasser. Dass es ziemlich kalt ist, merkt man dann auch nicht mehr. Da der Pegel recht niedrig war, stand uns das Wasser nur bis maximal zu den Knien. Es gibt aber auch Tage, an denen man bis zu den Hüften im Wasser steht oder die Narrows wegen Hochwassers gar nicht betreten darf.
Um uns herum wurde die Schlucht immer enger und das Rauschen des Virgin Rivers war das einzige Geräusch, das wir wahrnahmen. Die Sonne schien von oben und sorgte für ein wunderschönes Spiel aus Licht und Schatten. Der Fluss fließt nicht gerade durch die Schlucht, sondern er schlängelt sich und hinter jeder Biegung erwartet einen ein neuer berauschender Anblick. Als die Narrows noch etwa fünf Meter breit waren, machten wir eine Rast auf einem der wenigen trockenen Felsen und aßen unsere mitgebrachten Sandwiches. Natürlich fiel mir dabei meine Sonnenbrille ins sprudelnde Wasser. Miste, die finde ich nie wieder, dachte ich. Ich tastete also noch ein wenig im Wasser herum und plötzlich hatte ich sie wieder. Danke, lieber Virgin River.
Für uns war hier der Weg zuende, und wir wanderten zurück. Je näher wir dem Ausgangspunkt unserer Wanderung kamen, desto voller wurde es und desto mehr Kindergeschrei war auch zu hören. Gut, dass wir so früh aufgebrochen waren, so hatten wir unsere “Ruhe” und konnten die Wanderung so richtig genießen. Wie verrückt manche Amerikaner doch sind, konnten wir auch hier mal wieder sehen: In den Narrows begegnete uns doch tatsächlich ein älterer Jogger, der gazellengleich über die rutschigen Steine lief.
In unseren nassen Schuhen machten wir uns wieder auf den Weg zurück zur Busstation und als wir beim Wohnmobil ankamen, waren sie immer noch klitschnass und sahen ziemlich mitgenommen aus. Egal, dafür hatten wir sie ja mit, auch wenn sie hinterher auf dem Müll landen.
Während wir weg waren, hatten wir neue Nachbarn bekommen: Käthe und Karl aus Mosbach, ein älteres Paar. Sie hatten ihr eigenes Wohnmobil, einen Bounder und der hatte hinten ein amerikanisches Kennzeichen und vorne ein (ungültiges) aus Deutschland, MOS. Wir vermuteten, dass Sie wohl ihren Lebensabend in den USA verbringen und mit dem Wohni das Land kennen lernen wollen, wie viele Amerikaner es auch tun. Eine schöne Vorstellung.
Nach unserer doch recht anstrengenden, dreistündigen Flusswanderung hatten wir jetzt richtigen Kaffeedurst. Wir besorgten uns Kuchen aus dem nahen Supermarkt und machten es uns erstmal draußen gemütlich. Danach befreiten wir unsere Schuhe von dem vielen mitgeschleppten Sand aus dem Fluss und legten sie zum Trocknen auf die Steine.
Der nächste Hunger kam aber wieder recht schnell, und da wir keine Lust auf Kochen hatten, wollten wir in einen kleinen Imbiss in der Nähe gehen und einen Burger essen. Wir schlenderten also los und schauten hier hin und dort hin, aber nicht dahin, wo grad eine Klapperschlange gemütlich unseren Weg kreuzte. Gerade noch rechtzeitig, bevor Gunnar draufgetreten wäre, sah ich nach unten und sie vor uns. Wie angewurzelt blieben wir stehen. Aber die Schlange setzte ihren Weg ungestört und lang ausgestreckt fort, ohne uns zu beachten. Hätte sie sich zusammengekräuselt und gerasselt, wäre das ein nicht so gutes Zeichen. Natürlich hatten wir jetzt weder Fotoapparat noch Videokamera dabei. Gunnar rannte aber auch schon los, um sie zu holen. Ich blieb derweil bei der Schlange.
Als Gunnar schnaufend zurück kam, war seine Lunge so am pfeifen, dass er die Kamera nicht ruhig hätte halten können, und so filmte ich die Klapperschlange. Was man nicht alles tut für ein spannendes Urlaubsvideo.
Gunnars Lunge wollte sich gar nicht wieder beruhigen und er kam nur ganz langsam wieder zu einem normalen Atemrhythmus. Deshalb gingen wir nur gemächlich zur Burgerbude. Leider gab’s da heute aber nur Thai-Food und das wollten wir nicht. So gingen wir also hungrig wieder zurück und machten eine Dose auf. Beim Essen beobachteten wir wieder Käthe und Karl, wie sie zuerst ihre Füße badete und beide sich dann gemeinsam an den Tisch setzten und dem Weltempfänger lauschten. Heimatfunk, wie wir mitbekamen.
Abends saßen wir noch lange bei sternenklarem Himmel draußen. Über uns war die Milchstraße deutlich zu erkennen, und wir zählten insgesamt fünf Sternschnuppen. Hoffentlich gehen alle Wünsche in Erfüllung.
[…] den USA, genauer gesagt im Zion National Park wäre Gunnar beinahe mal auf eine Klapperschlange getreten. Im gleichen Urlaub gerieten wir auf […]