Als ich vor vielen Jahren bei einer Autovermietung ab und an mal Chauffeur spielte, um mir nebenbei noch etwas dazuzuverdienen, führte mich einmal ein Job in die Hansestadt Lübeck. Zwei ältere Damen aus den USA, die ich im Hamburger Hafen vom Kreuzfahrt-Terminal abholte, hatten den Wunsch dass ich ihnen Lübeck zeige und sie zuallererst zum Buddenbrookhaus bringe.
Kleine Reise in die Vergangenheit
Ich hatte keine Ahnung von Lübeck und seinen Sehenswürdigkeiten, aber die Buddenbrooks sagten mir etwas. Es gab da mal eine Fernsehserie. Gut dass ich mich zumindest noch ein wenig informieren konnte und somit wusste, dass „Die Buddenbrooks“ ein Roman von Thomas Mann ist. Ich muss erwähnen, dass ich aus heutiger Sicht betrachtet, zu dem Zeitpunkt noch sehr jung war (Mitte 20) und ganz wichtig: Es gab kein Google und kein Navi. Dennoch steuerte ich die schwere S-Klasse aus unerfindlichen Gründen zielsicher zum Buddenbrookhaus welches damals und auch heute noch ein Museum zu Thomas Manns literarischen Werken beherbergt.
Da der Job nicht so gut bezahlt wurde, dass ich mir vorher von Lübeck noch einen Reiseführer hätte kaufen wollen, aber auch nicht den Eindruck erwecken wollte, dass ich mich in der Stadt nicht auskannte oder unvorbereitet war, entschied ich mich zu den anderen Sehenswürdigkeiten einfach etwas zu erfinden (hey, die Zeit war knapp). Was solls, dachte ich. Ich werde die beiden Lady’s eh nicht wiedersehen und das Trinkgeld war so gut, dass ich davon ausging, dass sie mir meine Geschichten von Lübeck abgenommen haben.
Lübeck, abseits des Touristenstroms
Seitdem ist einige Zeit ins Land gestrichen, ich bzw. Gunnar und ich waren seitdem schön öfter mal in Lübeck. Letzten Samstag wieder. Aber eigentlich nur, weil wir bei Ikea etwas abholen wollten. Nicht dass wir in Hamburg nicht auch drei IKEA Einrichtungshäuser hätten, aber der dichteste IKEA der das, was wir haben wollten vorrätig hatte, war der in Lübeck. Um nicht nur deswegen den Weg auf uns zu nehmen, verbanden wir den Ausflug zum schwedischen Möbelhaus noch mit einem Stadtbummel.
Lübeck ist sehr touristisch, zumindest im Zentrum und um die Hauptsehenswürdigkeiten herum. Zwar landeten wir zunächst auch dort, aber Gunnar hatte schnell die Idee einmal um die Altstadt von Lübeck herum zu gehen, immer am Ufer der Trave entlang. Eine gute Idee. Das Wetter war herrlich und die Strecke ist nicht allzu lang, aber vor allem entkommt man dem ganzen Trubel und entdeckt Ecken, bei denen man denkt, man sei auf einem kleinen Dorf.
Viele schöne alte, überwiegend liebevoll restaurierte kleine Häuschen entlang der Trave. Vor vielen Häusern standen Bänke oder Stühle, auf denen die Bewohner die Sonne bei einem Bier, Wein oder Kaffee genoßen. Jedes Haus hatte auch eine Wäscheleine direkt an der Wiese am Wasser, die fleißig genutzt wurden. Ich fühlte mich gleich zurückversetzt in meine Kindheit, wo man sich auch nicht schämte, seine Unterwäsche in der Öffentlichkeit zum Trocknen aufzuhängen.
Weiter ging es am Krähenteich entlang, in dem es ein Freibad gibt, das bei dem tollen Wetter gut besucht war. Auf dem Weg um Lübecks Altstadt herum legten wir noch einen Stopp in einem netten Kaffee ein und dann war die Runde auch relativ schnell vorbei. Gefühlt war es etwa eine Stunde die wir dafür brauchten. Zurück ging es dann noch einmal durch die Innenstadt. Hier sind wir aber nicht auf den Hauptstraßen geblieben, sondern in die kleinen Seitenstraßen gegangen. Ganz besonders schön fanden wir die Hüxstraße. Dort gibt es viele kleine Geschäfte und nicht die großen Ketten. Es war einfach gemütlich, von Laden zu Laden zu schlendern und in einigen auch ein bisschen zu stöbern.
In der Parallelstraße, der Fleischhauerstraße, hörten wir aus dem Eingang einer Einkaufs-Passage (Lichthof), plötzlich Chorgesang, der uns animierte hineinzugehen. In der Mitte der Passage, unter einem großen Glasdach sang ein kleinerer Damenchor. Einfach so. Die Akustik war toll – wie in einer Kirche – und wir blieben eine Weile und hörten dem Chor zu. Echt schön.
Zum Abschluss unseres Lübeck-Besuchs gingen wir noch in den Lübecker-Kartoffelkeller und ich bekam, auf der gemütlichen Terrasse meine Bratkartoffeln, nach denen ich mich schon eine ganze Zeit sehnte. Ein schöner Tag abseits des Trubels und der Touristenströme.
Hast du auch die Erfahrungen gemacht, das ein Städtetrip viel entspannter und schöner sein kann, wenn man nicht immer von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit rennt, sondern einfach mal andere Wege durch, oder wie wir um eine Stadt herum nimmt?
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