Nordkap-Roadtrip Tag 10
Von Bodø nach Ramberg
Es gibt diese Tage auf einer langen Reise, die man schon Wochen vorher fett im Kopf markiert hat. Heute war so einer. „Endlich Lofoten!“ Schon der Name klingt nach Sehnsucht, nach Postkartenmotiven, nach dramatischen Bergspitzen über türkisblauem Wasser. Ein bisschen wie Norwegens Antwort auf Neuseeland – nur mit Zimtschnecken bzw. Kanelbullar statt Kiwis.
Früh aufstehen für die Trauminseln
Der Plan war klar: Fähre von Bodø nach Moskenes. Nur – wer die Lofoten im Sommer besuchen will, sollte nicht zu spät buchen, das haben wir bereits vor Wochen gemerkt. Die Fähre um 10 Uhr war komplett ausgebucht. Also blieb uns nur die frühere – um 7 Uhr. Klingt erstmal machbar, bis man merkt, dass man um 6:15 Uhr am Anleger sein muss. Der Wecker klingelte also um 4:45 Uhr.
Übrigens: Es besteht für Spätentschlossene immer die Möglichkeit auch ohne Reservierung auf die Fähre zu kommen, da ein Teil der Tickets nicht für die Onlinebuchung freigegeben wird. Da der Andrang an den Fähren aber groß ist, ist mit Wartezeiten zu rechnen.
Zum Frühstück gab’s diesmal kein Hotelfrühstück, sondern Supermarktproviant den wir uns am Vortag besorgt haben. Wir hätten natürlich auch an Bord frühstücken können, aber ehrlich gesagt ist das Fährfrühstück selten ein kulinarischer Höhepunkt (und dazu noch teuer).
Überraschung beim Boarding
Pünktlich um 6 Uhr rollten wir auf die Fähre – und wunderten uns, dass diese schon um 6:10 Uhr ablegte. Wir schauten uns an: „Äh… haben die sich vertan?“ Nein. Wir hatten „versehentlich“ einfach die frühere Frühfähre erwischt! Glück gehabt – oder einfach typisch Roadtrip-Zufall.


Ankunft in Moskenes – Liebe auf den ersten Blick
Nach gut drei Stunden Fahrt kam Land in Sicht. Und was für eins! Schon beim Anlegen waren wir sprachlos. Die Lofoten empfingen uns mit schroffen Felsen, grünen Hängen und glitzernden Fjorden – wie eine Mischung aus Filmkulisse und Traumlandschaft.
Hier wird einem sofort klar, warum dieser Archipel regelmäßig in Listen wie „Die schönsten Inseln der Welt“ auftaucht.

Wissenswertes über die Lofoten
Die Lofoten sind eine Inselgruppe im Norden Norwegens, rund 200 Kilometer nördlich des Polarkreises. Sie gehören zur Provinz Nordland und bestehen aus mehreren Hauptinseln – unter anderem Austvågøya, Vestvågøya, Flakstadøya und Moskenesøya –, die alle durch Brücken und Dämme miteinander verbunden sind. Typisch für die Lofoten sind ihre spektakulären Kontraste: schroffe Berge, weiße Sandstrände, türkisblaues Wasser und rote Fischerhütten, die sogenannten Rorbuer. Diese Kombination macht die Inseln zu einem der schönsten Fotomotive Norwegens. Im Sommer scheint hier wochenlang die Mitternachtssonne, während in den Wintermonaten oft die Polarlichter über den Himmel tanzen. Trotz der Lage nördlich des Polarkreises ist das Klima dank des Golfstroms überraschend mild. Die Menschen leben hier seit Jahrhunderten vom Fischfang, vor allem vom berühmten Stockfisch, der noch immer auf traditionellen Holzgestellen getrocknet wird. Die Lofoten sind kein Ort, den man einfach besucht – sie sind ein Erlebnis aus Licht, Landschaft und Ruhe, das man so schnell nicht vergisst
Å – Das Dorf mit dem kürzesten Namen der Welt
Erster Stopp: das Dorf Å (ja, das ist wirklich der komplette Name!). Es liegt ganz im Süden der Lofoten und markiert offiziell das Ende der berühmten E10, der Hauptstraße, die sich wie ein Band durch die Inseln zieht.
Å ist winzig, aber charmant – fast schon ein Freilichtmuseum. Es gibt ein kleines Fischerdorfmuseum, alte Trockengestelle für Stockfisch (dem Gold Norwegens!) und eine urige Bäckerei, in der noch im Holzofen gebacken wird. Der Duft allein war die Fahrt wert. Hier gönnten wir uns ein zweites Frühstück mit richtigem Kaffee und natürlich einem Kanelbullar – ein Genuss nach der frühen Fährfahrt.

Reine – das Fotomotiv, das du garantiert schon mal gesehen hast
Weiter ging’s nach Reine, einem Ort, der wohl auf jedem Lofoten-Kalender zu finden ist. Kleine rote Fischerhütten (die berühmten „Rorbuer“) kleben an den Felsen, und das Wasser davor ist so türkis, dass man denkt, jemand hätte den Sättigungsregler überdreht.
Hier starten viele Wanderer zum Reinebringen, einem der bekanntesten Aussichtspunkte Norwegens. Der Gipfel liegt rund 448 Meter über dem Meer – erreichbar über etwa 2.000 Steinstufen, die kurz vor der Ortseinfahrt in den Fels gehauen wurden. Von oben hat man diesen unglaublichen Blick auf Reine, Sakrisøy und Hamnøy – ein Panorama, das fast zu perfekt ist, um echt zu sein.
Der Aufstieg ist schon eine kleine Strapaze, den ich mir wegen meiner grad fehlenden Fitness, nicht zutraute, aber Gunnar wollte sich dieses Erlebnis nicht entgehen lassen und machte die Tour alleine. Ich fuhr derweil in den Ort und besorgte ein paar Erfrischungen, denn ich wusste, dass er sie brauchen würde, wenn er wieder unten war.
Aber ich lasse Gunnar mal selber zu Wort kommen:
Jetzt mal ein kleiner Gastbeitrag von einem einzelnen Wanderer der einen der schönsten Punkte der Welt alleine bestiegen hat.
Los ging es damit das ich erst etwas enttäuscht war, dass wir kein Parkplatz in der Nähe des Aufstieg gefunden hatten. Wollte ich doch mit Holger gemeinsam da rauf. Wir sind dann daran vorbeigefahren, dabei haben wir gesehen, dass auf den kleinen Parkbuchten Wohnmobile, Autos und Motorräder standen. Warten wäre wohl zwecklos gewesen. Also erstmal weiter rein in den kleinen Ort. Meine Laune wurde schlechter, ich befürchtete da nicht rauf zu können, als Holger sagte, dass er sich den Aufstieg nicht zutraut.
Aber mir wurde dann grünes Licht gegeben, dass ich doch auch alleine gehen könnte… Fand ich zwar doof, aber ich musste da einfach rauf. Klar bin ich auch nicht wirklich fit, warum genau, werde ich jetzt hier mal nicht schreiben, aber ich zog mir schnell andere Schuhe an, schnappte mir den Rucksack, einen Müsli-Riegel und eine Flasche Wasser und auf gings. Holger hat mich noch bis zum Start des Aufstiegs direkt an der Strasse gebracht, ich bin rausgesprungen und dann ging es auch schon los.
Am Anfang ging es noch recht zügig, aber schon recht steil nach oben. Der Weg bestand aus einzelnen Steinbrocken die zu einer Art Treppe in den Berg gelegt worden sind. Aber wer jetzt glaubt, es wäre eine DIN Norm angewendet worden, der irrt. Jede Stufe hatte eine andere Höhe. Da ich Holger ja nicht unbedingt lange unten warten lassen wollte, bin ich mit einem ordentlichen Tempo gestartet. Nach der Hälfte der Strecke wurde das dann aber doch schon deutlich langsamer und mein Puls lag bei über 140… Also kurz zwei Minuten Pause, durchatmen und den Herzschlag etwas versuchen zu beruhigen.
Aussicht natürlich nicht vergessen… Aber das Beste sollte ja noch kommen. Also schnell wieder weiter… Also schnell ist relativ, wenn man sich auf seinen Knien abstützt, um sich den Weg nach oben zu bahnen… Aber ich war trotzem noch schneller als so manch zwanzigjährige Person. Schnaufend ging es weiter den Berg nach oben… Auf den Lions Head in Kapstadt zu gehen ist weit aus entspannter. Gut das Holger nicht dabei war, sonst hätten wir einige Stunden mehr gebraucht.
Schnaufend kam ich oben an…
und war so überwäligt von der Aussicht… Sowas habe ich noch nicht gesehen, wäre ich nicht so außer Atem, hätten mir auch die Tränen kommen können 🙂 Ich holte ein paar mal tief Luft und habe dann Holger per Facetime angerufen, erstens damit er wusste, dass ich nach nur knapp einer Stunde oben war, sondern auch, damit er wenigstens ein bisschen Live mit auf dem Berg war.
Ein paar Bilder habe ich dann auch noch gemacht, die wo ich mit selbst drauf bin sind alle nicht wirklich toll… Hochroter Kopf, Blick gegen die Sonne… also nicht zu empfehlen die zu veröffentlichen, aber wat mutt dat mutt. Nach ein paar weiteren tiefen Atmenzügen ging es dann auch schon wieder nach unten. Runter sollte es ja einfacher gehen also hoch, aber auch das ist ansträngend und geht ordentlich auf die Gelenke. Ich hatte zum Glück ein flinkes weibliches Reh vor mir, die den Weg nach unten frei von weiteren Menschen machte, so dass es wirklich sehr schnell runter ging. Keine zwanzig Minuten später im Laufschritt war ich auch schon wieder unten und konnte auf Holger warten. Die nächsten Tage sollte ich aber noch ordentlich spüren, dass ich nicht trainiert war. Muskelkater des Todes in den Beinen 😉
– Gunnar


Ramberg – Beach-Vibes im hohen Norden
Am Nachmittag fuhren wir weiter zu unserem Tagesziel Ramberg. Dort hatten wir ein nagelneues Apartment auf einem Camping Resort gebucht – stylisch, gemütlich, mit Blick aufs Meer. Und das Beste: Nur ein kurzer Spaziergang vom Rambergstranda, einem der schönsten Strände Norwegens. Hier fühlt man sich plötzlich gar nicht mehr wie in Norwegen, sondern wie irgendwo auf der Südhalbkugel. Weißer Sand, türkisblaues Wasser, Sonne satt – nur die Wassertemperatur erinnert daran, dass man sich nördlich des Polarkreises befindet.

Zum Abendessen ging’s in den Beach Club im Nachbarort, wo wir mit Blick auf die Mitternachtssonne Burger und Drinks genossen. Ein bisschen surreal, ehrlich gesagt – als würde die Zeit stehen bleiben.
Natürlich war hier der Abend noch nicht zu Ende, denn wir wollten natürlich überprüfen, ob die Sonne heute um Mitternacht wirklich nicht untergeht. Gunnar wollte noch ins Mehr springen, was er gegen 21:00 Uhr auch tat. Bei mir wurden nur die Beine nass.
Die Magie der Mitternachtssonne
Und dann kam das Highlight des Tages: die Mitternachtssonne. Dieses Phänomen, bei dem die Sonne einfach nicht untergeht, war für uns beide das erste Mal.
Gegen Mitternacht hing sie knapp über dem Horizont, tauchte die Landschaft in ein warmes, goldenes Licht – und dann stieg sie einfach wieder auf. Keine Dunkelheit, kein Sonnenuntergang, nur endloses Leuchten.

Das Licht war unglaublich – weich, fast magisch. Perfekt zum Fotografieren, aber auch einfach zum Staunen. Wir standen am Strand und konnten kaum glauben, dass es wirklich Nacht war.
Was für ein Tag! Von der frühen Fähre über das kleine Å bis zur goldenen Mitternachtssonne – die Lofoten haben uns komplett verzaubert.
Alles hier fühlt sich intensiver an: die Farben, das Licht, selbst der Wind. Kein Wunder, dass so viele Fotografen und Künstler hierher pilgern.
Fahrstrecke Tag 10:
78 km | ca. 4,5 Std. Fahrt (inkl. Fährüberfahrt)
Ladepause:
keine
Hotel:
Arctic Appartments – Ramsberg Beach
Flakstadveien 361, 8380 Ramberg, Norwegen
Warst du schon mal auf den Lofoten – oder steht diese Inselgruppe noch auf deiner Bucket List? Und wenn du schon dort warst: Welcher Ort hat dich am meisten beeindruckt?
Schreib uns gerne in die Kommentare – wir sind gespannt auf deine Lieblingsmomente!
Im nächsten Teil geht es weiter auf den Lofoten nach Svolvær wo wir ein einem echten alten Rorbuer übernachten werden und eine königliche Begegnung haben werden.
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