Essen und Trinken Blog

Warum man zu Silvester Berliner isst

Warum man zu Silvester Berliner isst
Lesezeit: ca. 4 Minuten

Last Updated on 29. Dezember 2020 by Holger

Die Frage, nach der norddeutschen Tradition an Silvester um Mitternacht Berliner zu essen, stellen sich Viele, deshalb hier die Erklärung warum man zu Silvester Berliner isst.

Wer in Norddeutschland lebt oder hier zum Jahreswechsel zu Besuch ist, kommt um ein ganz bestimmtes Gebäck nicht herum: den Berliner. Vielerorts gibt es am 31. Dezember in Bäckereien gar keinen anderen Kuchen, als die leckeren runden Dinger zu kaufen. Trotzdem oder gerade deswegen stellt sich die Frage, warum man gerade zu Silvester Berliner isst.

Der Norddeutsche verspeist natürlich nicht den Berliner an sich, sondern viel mehr einen mit Fruchtmarmelade oder Pflaumenmus gefülltes und in Fett ausgebackenes Hefegebäck. Mittlerweile gibt es sie aber auch mit anderen Füllungen zu kaufen und der Fantasie der Bäckereien sind da kaum Grenzen gesetzt. Neben den klassischen Fruchtfüllungen wird z.B. Schokolade, Baileys oder Vanillepudding angeboten. Wer sich einen Scherz mit einem seiner Gäste erlauben möchte, kann in einigen Bäckereien auch einen Berliner mit Senf-Füllung bestellen. Dieser wird dann zwischen den Anderen platziert.

Warum Berliner Berliner heißen

Wie uns einer unserer Leser mitteilte, werden die Berliner in Berlin gar nicht Berliner Pfannkuchen, sondern einfach nur Pfannkuchen genannt, vielerorts auch Berliner Ballen. Für den Namen, so heißt es zeichnet ein Berliner Zuckerbäcker verantwortlich. Dieser sollte um 1756 der preußischen Artillerie unter Friedrich dem Großen als Kanonier dienen. Es stellte sich aber heraus, dass der Pâtissier wehruntauglich war, durfte dem Regiment aber weiterhin als Feldbäcker dienen. Aus lauter Dankbarkeit dafür, backte er essbare Kanonenkugeln, die heutigen Berliner.

Warum man zu Silvester Berliner isst

Aber warum gerade um den Jahreswechsel herum der Run auf die kleinen kalorienreichen Dinger so groß ist, ist weitestgehend ungeklärt.

Ein möglicher Grund dafür ist, dass sich früher die Menschen in der Zeit bis Fastnacht rüsten mussten, um die Fastenzeit bis Ostern durchzuhalten. In Fett gebackene Kuchen wurden dafür als besonders gut geeignet erachtet (je nach Füllung 220 bis 320 Kalorien pro Stück), weshalb sie vorzugsweise zwischen Weihnachten und Karneval dazu dienten, entsprechende Reserven zu bilden.

Heutzutage dienen sie aber sicherlich eher dazu an Silvester eine gewisse Grundlage für den Alkoholkonsum an diesem Tag zu bilden, weshalb man gern auch schon mal am Nachmittag einen verspeist.

Allerdings hat Schmalzgebäck tatsächlich eine Tradition, die weiter zurückreicht als die der christlichen Fastenzeit. Schon Darstellungen bei Pharao Ramses III. belegen, dass die alten Ägypter Berliner Ballen kannten. Im Römischen Reich wird die Herstellung schon 100 Jahre vor der Zeitenwende detailliert beschrieben.

Wie erwähnt, traditionell gibt es dieses Gebäck in Norddeutschland in der Silvesternacht nach Null Uhr. Was ist aber mit dem Rest des Landes? Was isst man in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen? Wir freuen uns auf eure Kommentare.

Das Rezept: Berliner selber backen

Natürlich kann man sich seine Silvesterberliner auch selber backen, was aber relativ zeitaufwändig ist. Zu der Arbeitszeit von ca. 50 Minuten, kommen auch noch insgesamt ca. 90 Minuten Gehzeit für den Teig. Wenn du es dennoch selber probieren möchtest, hier das Rezept für Berliner:

Zutaten für 12 Stück:

  • 500g Mehl (405)
  • 42g frische Hefe (1 Würfel)
  • 50g brauner Zucker
  • 200ml fettarme Milch
  • 70g Butter oder Margarine
  • 5 frische Eigelbe
  • 1 Prise Salz
  • 1 TL Abrieb einer unbehandelten Zitronenschale

Für die Füllung:

  • Marmelade ohne Stücke, je nach Geschmack oder
  • Vanille-Pudding oder
  • für die Spaßvögel: Senf

Außerdem:

  • Puderzucker für den Zuckerguß oder
  • feinen Zucker zum Bestreuen
  • Zum einfachen Befüllen der fertigen Berliner empfehlen wir eine Garnier – und Krapfenspritze*
  • Geschmacksneutrales Pflanzenfett zum Ausbacken (z.B. Sonnenblumenöl). Bitte kein Olivenöl verwenden!

Zubereitung:

  1. Das Mehl in eine Schüssel sieben und eine Mulde in die Mitte drücken. In die Mulde 3 Esslöffel fettarme Milch und einen Teelöffel braunen Zucker hineingeben. Die frische Hefe hineinbröseln und aus dem Ganzen mit den Händen einem Vorteig zubereiten.
    Lasse den Teig 15 Minuten an einem warmen Ort gehen.
  2. Nachdem der Vorteig gegangen ist, gebe die restlichen Milch und den Zucker, das Salz, den Zitronenabrieb, die 5 Eigelben und der Butter (oder Margarine) hinzu und verarbeite alles mit dem Handrührgerät zu einem geschmeidigen Teig. Je länger desto besser. Er ist fertig, wenn er sich gut vom Rand der Rührschüssel löst.
  3. Gebe den Teig nun auf eine bemehlte Arbeitsfläche und knete ihn mit den Händen noch mal kräftig durch. Forme daraus eine Kugel und lass den Teig an einem warmen Ort abgedeckt 60 Minuten gehen.
  4. Den aufgegangenen Teig nochmals auf der Arbeitsplatte durchkneten und danach 2cm dick ausrollen.
    Steche aus dem Teig Kreise von ca. 7 cm Durchmesser aus und lass sie nochmal 10 Minuten gehen.
  5. In der Zwischenzeit das Pflanzenfett in einem großen Topf auf ca. 180°C erhitzen. Den Topf nicht zu voll machen, da es beim Ausbacken spritzen kann. Wenn du kein Backtermometer* zur Hand hast, kannst du auch einen Holzstab in das heiße Öl halten. Wenn sich daran kleine Bläschen bilden ist die Temperatur gut.
  6. Die Berliner nun mit der Schaumkelle ins heiße Fett geben. Nicht zu viel auf einmal, sie müssen frei schwimmen können. Wenn du kurz den Deckel schließt, dann gehen sie besser auf. Aber nicht verbrennen lassen. Sobald die Unterseite goldgelb ist, die Berliner mit der Schöpfkelle oder einem Metall- oder Holzlöffel (kein Kunststoff!) wenden und zu ende backen.
  7. Die fertigen Berliner mit der Schaumkelle aus dem Fett nehmen und auf Küchenkrepp legen. Leicht abkühlen lassen und dann mit der Küchenspritze* füllen und mit Zucker bestreuen oder Zuckerguss einpinseln.

    Guten Appetit!
Dieser Beitrag enthält *Affiliate Links.

23 Kommentare zu “Warum man zu Silvester Berliner isst

  1. Matthias

    In Hamburg isst man die deshalb um 00:00, weil derjenige, der den Senf-Berliner erwischt im nächsten Jahr als Gastgeber Silvester ausrichten muss!

  2. erwachsene Berlinerin

    Die Dinger heißen in Berlin Pfannkuchen. Nicht Berliner, nicht Ballen, sondern Pfannkuchen.
    „Ballen“ ist ein Ausdruck, der aus einer anderen Region kommt und den man seit ein paar Jahren manchmal in Berliner Verkaufsstellen von Bäckereiketten liest. Das ist aber nicht berlinerisch.
    In meiner Kindheit aß man sie nicht am Silvestertag, sondern am 11.11.! Das war aber auch das einzige, was uns mit Karneval verband. Das Ritual, Pfannkuchen zu Silvester zu essen, erscheint mir in Berlin ziemlich neu.
    Und: Ganz genau, die in der Pfanne gebackenen „Kuchen“ (Crêpes) heißen bei uns in Berlin Eierkuchen 🙂
    Ich wünsche schon mal jut’n Rutsch! Ob mit oder ohne Pfannkuchen zum Essen oder Berliner (Menschen aus Berlin).

  3. Monika Stach-Ambrosius

    Damit ist meine Frage immer noch nicht beantwortet. Warum essen wir die Dinger um 0.00 Uhr so gerne?

  4. Viktoria

    In meiner schwäbisch-bayerischen Heimat heissen die Berliner Krapfen – genauer gesagt, Faschingskrapfen. Und das sagt schon, wann dort Hochsaison dafür ist.
    In Frankfurt werden sie als Kreppel bezeichnet. Es gibt sie eigentlich das ganze Jahr über, am meisten werden sie jedoch sowohl an Sylvester und Neujahr und während des Faschings/ der Fassenacht gegessen.

  5. In Bayern nennt man es Krapfen und die werden erst an Fasching gegessen. Für Silvester gibt es kein spezielles, traditionelles Essen.
    Ich habe nicht gewusst, dass man hier in Norddeutschland um 0 Uhr in einen ‚Berliner‘ beißt. Da wir seit August auf Rügen wohnen, passen wir uns natürlich an und beugen uns der Tradition…….lecker!!!!!!

  6. Im Ruhrpott und der Kölner Region heissen sie auch nur „Berliner“, dort liegen sie auch vermehrt zu Silvester in der Bäckerauslage, aber nicht so lastig wie im Norden. in MeckPomm dagegen haben sogar die Bäckereien an Silvestersonntagen auf, nur um Blecheweise die „Pfannkuchen“ (und der Zusatz „Berliner“ fällt dort gänzlich weg) – wobei dort auch die Sortenauswahl viel größer ist – zu verkaufen. In MV gibts als Beispiel mit Blaubeere gefüllt, passender lila Glasurbezug ; Eierlikör nur mit Schoko überzogen; verschiedene Fruchtfüllungen, dann mit Zuckerguss und bunten Perlen oder sehr bunten Zuckerschriften verziert; klassisch mit Zucker für den „nicht so süssen Typ“ , rosa Cremefüllung mit rosa Creme obenauf (vorsicht, nicht stapelbar. 😉 ) irgendwie habe ich dieses Jahr sogar mit Einhorndeko gerechnet. Warum und zu welcher Zeit genau man sie isst, ist mir gar nicht so geläufig, daher bin ich ja hier auf dieser Seite gelandet…

    • Also, ich bin Mecklenburger, in Parchim geboren und in Güstrow aufgewachsen. Natürlich sagt man in MV “Berliner“ und nicht “Pfannkuchen“ zudem Gebäck. In einigen Gegenden, die sich schon sehr nahe an Brandenburg befinden, mag das ja vielleicht anders sein. Und das, was viele Pfannkuchen nennen, in Brandenburg Plinse heißt und in der Pfanne gebraten wird, heißt in Mecklenburg “Eierkuchen“.

  7. Und die Bayern müssen dank der Brandenburger auch zum Pfannkuchen greifen

  8. Bei uns hier in Norderstedt bei Hamburg, sagt man einfach nur „Berliner“. Das Schmalzgebäck wird in der Silvesternacht verputzt … und Neujahr und und!!!
    FROHES NEUES 2018

  9. Ich bin Berliner und esse Pfannkuchen – wie wir sie hier in Berlin nennen – jedes Jahr an Silvester. Allerdings eher um die Nachmittagszeit 🙂 frohes neues Jahe!

    • So spät noch Süßes zu essen ist ja auch nicht so förderlich für die Figur.

    • Kerstin Hoffmann

      Ich bin geborene Berlinerin. Meine Eltern hatten auch immer zu Silvester Pfannkuchen. Die wurden bei uns tatsächlich auch erst um Mitternacht hingestellt. Ich hab das allerdings dann später jedem selbst überlassen,wann Pfannkuchen(Berliner), gegessen werden.
      In Berlin heißen auch die „normalen“ Brötchen Schrippe. Für alles gibt es in jeder Region unterschiedliche Namen.
      Soll ja nicht langweilig werden.
      Aber da in Berlin kaum noch echte Berliner wohnen,wissen das nur noch wenige.
      Übrigens: Wenn man in Berlin Kartoffelpuffer zu Mittag ist,gibt es auch immer eine Tasse Kaffee.

  10. In Berlin heißen die Dinger nicht „Berliner Pfannkuchen“, sondern ganz einfach nur „Pfannkuchen“.

  11. hallo
    war sehr interessant.

    wo bleiben Kommentaren der Berliner , mūnchner und andere Sūddeutsche ??
    ?

Schreibe einen Kommentar zu Simone Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert